Sex mit 13-Jähriger

Auch Beifall für Roman Polanskis Festnahme

Adabei
30.09.2009 14:35
Nach einer Welle der Solidarität europäischer Künstler und Politiker für Roman Polanski brandet jetzt auch Beifall für die Festnahme des Star-Regisseurs auf. Ob anonyme Blogger oder Promis, der Tenor ist stets der gleiche: Sexualstraftäter dürfen nicht straffrei bleiben, nur weil sie prominent oder beliebt sind. Polanski müsse sich der Justiz stellen wie jeder andere auch.

Die katalanische Schriftstellerin Najat El Hachmi stellte in der spanischen Zeitung "Periodico" die Frage, ob Künstler keine Kriminellen sein könnten, weil sie gute Filme machten: "Sollen wir sie moralisch anders beurteilen als den anonymen armen Schlucker?"

Das französische Online-Magazin "lepoint.fr" berichtete, dass von etwa 500 Bloggern, die sich zu Polanski äußerten, 97 Prozent der Festnahme des 76-Jährigen in der Schweiz applaudierten. Sex mit einer 13-Jährigen, die zuvor mit Champagner und Medikamenten gefügig gemacht wurde, sei "ein schreckliches, verabscheuenswürdiges Verbrechen", schrieb ein Blogger. "Du bist reich, du bist berühmt - deshalb gibt dir das Gesetz einen Freifahrschein. Das ekelt mich an", schrieb "coco2570". Und der "Figaro"-Blogger "sylko" erklärte: "Wenn er ein 13-jähriges Mädchen missbraucht hat, dann sollte er zu seiner Tat stehen. Das Recht muss für alle gleich sein."

"Haben die denn jeden Sinn für Werte verloren?"
Auch die Unterstützung Polanskis durch französische Künstler und "die politisch-kulturelle Schickimicki-Szene", wie ein Blogger schrieb, stößt auf Kritik. "Haben die denn jeden Sinn für Werte verloren?", fragt "jean phi". Dabei wird auch Kulturminister Frédéric Mitterrand angegangen, der Polanskis Freilassung fordert und von einem "Amerika, das Angst macht", sprach.

"Das ist ein Justizproblem"
Die Kritiker finden Verständnis beim Grünen-Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit. "Wenn ein junges Mädchen von 13 Jahren vergewaltigt oder sexuell missbraucht wird und man davonkommt, nur weil man eine Kaution zahlen kann, dann weckt das bei mir ein ungutes Gefühl", sagte der Ex-Sponti. "Das ist ein Justizproblem, und ich meine, dass ein Kulturminister, auch wenn er Mitterrand heißt, sagen müsste: Ich sehe mir erst mal den Fall an." Der populäre linke Ex-Kulturminister Jack Lang erklärt sich im Fernsehen dagegen "empört" über das Vorgehen der Justiz. Polanski habe sich für seine 32 Jahre zurückliegende Tat entschuldigt und das Opfer habe seine Anzeige zurückgezogen. "Roman Polanski darf nicht in die USA zurückkehren. Wir müssen ihn beschützen. Er wird in Europa bleiben, wenn jeder von uns kämpft, um ihn zu verteidigen."

"Nein, die ganze Welt steht nicht hinter Polanski", hielt die Kolumnistin Maria Laura Rodota in der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" dagegen. Den französischen Ministern, Schauspielern und anderen Berühmtheiten bedeute das "vielleicht nicht so viel, aber den 13-jährigen Mädchen anderswo".

"Wenn es ein katholischer Priester oder Lehrer wäre, hätte niemand irgendwelches Mitleid mit ihm", schrieb ein Leser dem Blatt "The Australian". Und der australische Blogger "dylan" erklärte: "Sicher, er macht gute Filme. (...) Er beging ein Verbrechen und lief davon. Jetzt ist es Zeit zu bezahlen." Der Londoner Philosophie-Professor A.C. Grayling fasste seine Gedanken in der "Times" in dem Satz zusammen: "Weder Ruhm noch Reichtum, weder Zeit noch Entfernung sollten irgend jemanden immun gegen Gesetze machen, die vor schweren Verbrechen gegen andere Menschen schützen."

Polnische Filmleute gespalten
Die Film-Szene in Polen ist über die Verhaftung des Star-Regisseurs geteilter Ansicht. Das Opfer dürfe nicht zur Täterin gemacht werden, sagte der Regisseur Krzysztof Krauze am Mittwoch dem privaten Fernsehsender TVN24. Polens bekannter Filmregisseur Krzysztof Zanussi hatte in einem TV-Programm Samanta Geimer (kleines Foto oben), die Polanski 1977 sexuell missbraucht haben soll, "minderjährige Prostituierte" genannt. In "dieser Welt" tue man viel für Ruhm und Karriere, hatte er gemeint.

Die Filmleute, die eine Kampagne für die Freilassung Polanskis starteten, seien "zu weit" gegangen, kritisierte Krauze. Er selbst plädiere für "eine Art Begnadigung" des Regisseurs, widersetze sich aber mit Nachdruck einem "moralischen Freispruch". In seinem Film "Die Schulden" (1999) hatte der Regisseur die Frage von Schuld und Sühne behandelte. Für die Freilassung von Polanski setzten sich unter anderem Andrzej Wajda, Jacek Bromski, Jerzy Skolimowski und die Ex-Kulturministerin Izabelle Cywinska ein. "Vor dem Recht sind alle gleich", begründete dagegen der Rockmusiker Zbigniew Holdys seine Ablehnung des Unterstützungsbriefes für Polanski.

Neuer Film "Ghost" liegt auf Eis
Die Verhaftung Polanskis könnte US-Medienberichten zufolge den Start seines neuen Thrillers "The Ghost" verzögern. Wie die "Los Angeles Times" am Dienstag unter Berufung auf Polanskis Agenten Jeff Berg schrieb, hat der Regisseur den Schnitt zwar weitgehend abgeschlossen, weitere Arbeiten wie die Filmmusik und die Tonmischung seien aber noch offen, sagte Berg. In dem Film nach einem Roman von Robert Harris spielen Pierce Brosnan und Ewan McGregor die Hauptrollen.

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(Bild: kmm)



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