Triste Aussichten

Flüchtlingsprojekt “Oneros” steht vor dem Aus

Salzburg
21.09.2009 14:04
Massive Verschlechterungen für Flüchtlinge zeigt der Salzburger Menschenrechtsbericht 2009 der Plattform für Menschenrechte auf. Ein Großteil der 1.500 Asylwerber im Bundesland Salzburg warte nicht nur Jahre auf den Ausgang des Verfahrens, sondern leide an psychosomatischen Erkrankungen - hervorgerufen durch lange Verfolgung, Flucht und den "unwürdigen Bedingungen", unter denen sie hier lebten. Deshalb sei es besonders tragisch, dass das Flüchtlingsprojekt "Oneros" zur Betreuung traumatisierter Asylwerber mit Jahresende eingestellt werde, hieß es am Montag.

Seit 2002 hat "Oneros" Flüchtlinge in akuten psychischen Belastungssituationen betreut. In der Stadt Salzburg leisteten vier Mitarbeiter, in Bischofshofen und in Zell am See jeweils ein Mitarbeiter 1.000 Therapie-Stunden im Jahr. "Nachdem das Projekt vom Innenministerium und dem Europäischen Flüchtlingsfonds 2009 und 2010 keine Subventionen bekommen wird, beendet die Caritas das Projekt. Wir sind schockiert", sagte "Oneros"-Leiter Michael Schreckeis.

Trägerverein gesucht
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, wo therapeutische Angebote durch das Land, die Gebietskrankenkasse oder Trägerorganisationen weiterhin unterstützt werden, "wird nur in Salzburg das Projekt zur Gänze eingestellt", so Schreckeis. Er will die Hoffnung aber nicht aufgeben und einen neuen Trägerverein suchen. Der Psychotherapeut wies auch auf die Folgeproblematik hin, falls Flüchtlinge nicht mehr psychotherapeutisch betreut würden: lange stationäre Aufenthalte wegen Suizidgefahr und mitunter Gewalttaten, denen in der Betreuung präventiv begegnet werden konnte.

Lage auch für Schubhäftlinge schlechter
Verschlechtert hätten sich auch die Bedingungen der Schubhäftlinge im Polizeianhaltezentrum Salzburg. Grund dafür ist die Kündigung der Betreuung durch die Diakonie im Juli 2009, erklärten Ursula Liebing und Günther Marchner, Sprecher der Plattform für Menschenrechte. Das Angebot an Rechtsberatung in der Stadt Salzburg sei "unzureichend". Auf dem Land gebe es überhaupt kein Beratungsangebot.

Rechtsberatung muss möglich sein
Ein ausreichender Zugang zur Rechtsberatung müsse aufgrund der EU-Verpflichtungen Österreichs sichergestellt werden, sagte Flüchtlingsberater Gerhard Bouska. Die Fremdenrechtsnovelle, die einen Anstieg von Schubhäftlingen auch in Salzburg befürchten lasse, verstoße gegen die Normen der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten, hieß es.
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