Prozess

Steirer (77) ging mit Benzinkanister in Wahllokal

Steiermark
26.01.2018 20:30

Die Tränen wischte er sich mit einem Taschentuch aus den Augen, von der Haltung her wäre es ihm am liebsten gewesen, wenn ihn der Erdboden verschluckt hätte. „Ich geniere mich so“, so der Angeklagte (77), der bei der Nationalratswahl 2017 mit einem Benzinkanister in ein steirisches Wahllokal spazierte.

Mit einer Erbkrankheit geboren, musste der Mann schon früh Tabletten schlucken. Vor einigen Jahren kam auch noch der Krebs hinzu. Den besiegte er zwar, zahlreiche Tabletten blieben. „Es ist eine tragische Angelegenheit. Er ist ein liebevoller Vater und Ehemann, der sich bis zu diesem 15. Oktober nichts zuschulden kommen ließ“, sagte sein Verteidiger. An jenem Tag aber, da fasste der Steirer einen eigenartigen Entschluss: Nachdem er einige Zeitungsberichte gelesen hatte, machte er sich mit kurzer Hose und Ruderleibchen zu seinem örtlichen Wahllokal auf.

Mit dabei hatte er allerdings einen halb vollen Kanister Benzin, ein Feuerzeug und ein Taschenmesser. „Ich bin nie politisch engagiert gewesen, aber ich habe über die direkte Demokratie in der Schweiz gelesen und gedacht, dass das auch für uns in Österreich gut wäre“, so der Angeklagte.

Warum er das Wahllokal mit dem Benzinkanister betrat, weiß er nicht mehr: „Ich glaube, mein Hirn hat überdreht. Vielleicht wegen der Tabletten.“ Passiert ist zum Glück nicht viel (der Wahlleiter bekam einen Fußtritt ab), der Angeklagte wurde von einem Gutachter wegen eines „akuten hirnorganischen Delirs“ auch für unzurechnungsfähig erklärt.

Er wurde vorerst in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher eingewiesen, kann die Behandlung aber bald zu Hause fortsetzen.

Alexander Petritsch
Alexander Petritsch
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