Langzeitdaten zeigen:

Treibhausgas Kohlendioxid macht auch Seen saurer

Wissenschaft
12.01.2018 06:32

Das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) macht nicht nur die Weltmeere sauer, sondern auch Seen. Das haben Biologen der Ruhr-Universität in Bochum jetzt anhand von Langzeitdaten nachgewiesen. Demnach hat sich der CO2-Gehalt in vier Talsperren im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen innerhalb von 35 Jahren verdreifacht.

Die Gewässer wurden durch den CO2-Anstieg saurer: Der pH-Wert ging um durchschnittlich rund 0,3 zurück. Er sank jedoch noch nicht unter den Wert von reinem Wasser, das als neutral gilt. Untersucht hatten die Forscher die Talsperren Möhne, Henne, Lister und Sorpe.

Effekt je nach Kalkgehlat unterschiedlich groß
Sie nehmen einen solchen Effekt auch bei vielen anderen Süßgewässern weltweit an, bei einzelnen wurde er bereits nachgewiesen. Je nach Kalkgehalt werde er vermutlich verschieden groß ausfallen, schreiben die Forscher um Linda Weiss am Lehrstuhl Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere in der Fachzeitschrift "Current Biology".

Als Folgen des CO2-Anstiegs in den Talsperren befürchten die Forscher nachlassende Verteidigungskräfte von Wasserflöhen (Daphnien) gegen Fressfeinde. Im Labor konnten sich die als Überlebenskünstler geltenden Krebstierchen bei sehr hohen CO2-Konzentrationen nicht mehr ausreichend gegen Räuber verteidigen. Diese Konzentrationen könnten bei unvermindert steigendem CO2-Ausstoß eintreten.

Ein chemischer Sinn erlaubt es den Wasserflöhen nach Auskunft der Biologen, Signalstoffe von Fischen und Mückenlarven aufzuspüren. Typische Abwehrreaktionen seien dann das Aufstellen von Nackenzähnen oder die Änderung der Körpergröße. Das CO2 beeinflusse sehr wahrscheinlich das Nervensystem.

Auswirkungen auf größere Wassertiere möglich
Mitverantwortlich für den sinkenden pH-Wert sei vermutlich der Eintrag von organischem Material wie Blättern in die Stauseen und der anschließende Abbau zu CO2. Sollten die Algen-fressenden Wasserflöhe als Folge aus den Gewässern verschwinden, könnte das Auswirkungen auf größere Wassertiere haben, befürchten die Forscher.

Die Bochumer Biologen wollen weiter an diesem Thema forschen. Bekannt ist laut Weiss, dass auch in Seen in anderen Ländern steigende CO2-Werte gemessen wurden, so etwa in den USA. Zu diesen Werten lägen aber keine Langzeitdaten vor. Andere Seen in den Vereinigten Staaten, in Australien oder im Lake District in England könnten ausreichendes Datenmaterial liefern, sagt Weiss. Ziel sei es, Erkenntnisse zum CO2-Anstieg in Süßwasserseen weltweit und zu dessen möglichen Auswirkungen auf Wasserlebewesen zu erhalten.

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