"Tabu gebrochen"

Kampusch-Mutter Sirny klagt Ludwig Adamovich

Niederösterreich
03.09.2009 12:45
Neue Aufregung im Kriminalfall Kampusch: Brigitta Sirny, die Mutter des Entführungsopfers, hat am Donnerstag gegen Ludwig Adamovich Privatklage wegen übler Nachrede eingebracht. Der Leiter der Evaluierungskommission in der Causa Kampusch und ehemalige Verfassungsgerichtshof-Präsident hatte - unter anderem in einem Interview mit der "Krone" - Kritik an Kampuschs familiärem Umfeld geübt und öffentlich die Einzeltäter-Theorie der Polizei angezweifelt.

"Ausschlaggebend für diesen Schritt war, dass Dr. Adamovich wiederholt und äußerst massiv meine Mandantin als Mutter angegriffen hat. Dr. Adamovich hat einen für mich unfassbaren Tabubruch begangen", so Sirnys Rechtsanwalt Wolfgang Miller.

Adamovich reagierte auf die Klage gelassen: "Ich übergebe das meinem Anwalt. Ich werde natürlich den Wahrheitsbeweis antreten. Mehr ist dazu nicht zu sagen", so der ehemalige VfGh-Präsident.

Anfang August hatte Adamovich als Leiter der vom Innenministerium eingesetzten Evaluierungskommission in Sachen Natascha Kampusch in einem Interview mit der "Krone" erklärt, die Zeit ihrer Gefangenschaft wäre für Kampusch womöglich "allemal besser" gewesen "als das, was sie davor erlebt hat" (siehe Infobox). Für diese Aussage wurde Adamovich von verschiedenen Seiten scharf kritisiert. Es folgte die Klagsandrohung vonseiten Sirnys.

Ganzger: "Entbehrliche Spekulationen"
Natascha Kampuschs Anwalt Georg Ganzger sprach damals von "entbehrlichen Spekulationen" Adamovichs: "Wogegen wir uns wehren, sind einerseits die öffentliche Abhandlung des Konflikts zwischen den Behörden und vor allem auch die Spekulationen des Vorsitzenden über Sachen, die mit den Ermittlungen überhaupt nichts mehr zu tun haben", kritisierte der Anwalt. "Spekulationen, 'wie arg es war', sind entbehrlich." Das gelte auch für Mutmaßungen über einen Einzug in das Haus ihres Entführer Wolfgang Priklopil: "Ob sie jetzt dort wohnen will oder nicht, ist für die Erhebungen irrelevant, natürlich will sie nicht dort wohnen."

Anders reagierte schon damals Wolfgang Miller, der Rechtsanwalt von Kampuschs Mutter Brigitta Sirny: "Ich bin entsetzt über die geschmacklosen Äußerungen von Dr. Adamovich. Es steht ihm nicht zu, Frau Sirny als Mutter anzugreifen. Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen, überlegen aber eine Klage wegen übler Nachrede und Verletzung des höchstpersönlichen Schutzbereiches der Familie (...). Ich sehe, dass das ein eindeutig klagbarer Tatbestand ist."

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