Der Käferbefall im südböhmischen Nationalpark Sumava hat in den vergangenen Jahren katastrophale Ausmaße angenommen. Laut Medienberichten, zuletzt in der Mittwoch-Ausgabe der Salzburger Nachrichten, hat der Käfer bereits 10.000 Hektar in einen Baumfriedhof verwandelt - ein Hektar entspricht einem Fußballfeld. Tschechien ist der Ansicht, dass in der Kernzone eines Nationalparks der Wald der Natur überlassen werden und sich selbst regenerieren soll. Das macht auch Oberösterreich im Nationalpark Kalkalpen so. Doch dort gibt es rund um die Kernzone einen jeweils rund 500 Meter breiten Schutzgürtel, in dem der Käfer bekämpft werden muss, um einen Befall der an den Nationalpark angrenzenden Wirtschaftswälder zu verhindern.
Betroffene Bäume müssen entfernt werden
Der oberösterreichische Agrarlandesrat Josef Stockinger kritisiert, Tschechien lasse die Kernzone des Nationalparks bis an die Staatsgrenze reichen und mute dem Nachbarn Oberösterreich zu, dass dieser die Last der Bekämpfung tragen müsse. Die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung des Schädlings zu verhindern, ist die sofortige Entfernung der befallenen Bäume. Das Stift Schlägl, das im betroffenen Grenzgebiet 6.500 Wirtschaftswald besitzt, hat schon 100 Hektar Kahlflächen. Die Tendenz ist laut Förster Thomas Lindorfer steigend.
Nachbarschaftsrecht verletzt
Stockinger ist überzeugt, dass Tschechien durch die Extremauslegung des Naturschutzes und die bis an die Staatsgrenze reichende Kernzone das Nachbarschaftsrecht verletze. Ein bereits eingeholtes völkerrechtliches Rechtsgutachten bescheinige gute Chancen für den Fall einer Klage. Er sei aber um eine "gutnachbarliche Lösung" bemüht. Der Entwurf für einen Vertrag liege schon in Prag. Demnach soll im Drei-Länder-Eck Bayern-Südböhmen-Oberösterreich ein EU-Natura-2000-Gebiet eingerichtet werden, in dem keine Bekämpfung vorgenommen werden soll. Das Stift Schlägl soll dafür eine Entschädigung bekommen. Dafür solle Tschechien im touristisch bedeutenden Bereich Hochficht etwas gegen den Borkenkäfer unternehmen. Wegen der Regierungsumbildung hätten allerdings die Verhandlungspartner in Prag schon mehrmals gewechselt.
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