Spiel der Mächtigen

89. Salzburger Festspiele werden eröffnet

Salzburg
25.07.2009 11:08
Bundespräsident Heinz Fischer hat am Samstagvormittag im Rahmen einer Festveranstaltung in der Felsenreitschule die 89. Salzburger Festspiele eröffnet. Die Festrede mit dem Titel "Die Lichtprobe" hielt der 34-jährige Autor Daniel Kehlmann. Das Festival steht heuer unter dem Generalthema "Das Spiel der Mächtigen". Rund 190 Veranstaltungen auf 14 Spielstätten stehen bis 30. August - also 37 Tage - auf dem Programm.

Das Verhältnis zwischen Autor und Regisseur bildete ein zentrales Element der Festrede und veranlasste Kehlmann zu einer kritischen Betrachtung des sogenannten Regietheaters: "Bei uns ist etwas Absonderliches geschehen. Irgendwie ist es in den vergangenen Jahrzehnten dahin gekommen, dass die Frage, ob man Schiller in historischen Kostümen oder besser mit den inzwischen schon altbewährten Zutaten der sogenannten Aktualisierung aufführen solle, zur am stärksten mit Ideologie befrachteten Frage überhaupt geworden ist. Eher ist es möglich, unwidersprochen den reinsten Wahnwitz zu behaupten, als leise und schüchtern auszusprechen, dass die historisch akkurate Inszenierung eines Theaterstücks einfach nur eine ästhetische Entscheidung ist, nicht besser und nicht schlechter als die Verfremdung, auf keinen Fall aber ein per se reaktionäres Unterfangen." Wo Regisseure die Stars seien, "dort halten sich die Autoren zurück. Wo sich Autoren zurückhalten, beanspruchen die Regisseure den Status eines Stars, dem kein Urheber - lebend oder tot - dreinzureden habe", so der Festredner.

Bundespräsident Fischer über die Idee eines Europas
Der Bundespräsident würdigte in seiner Eröffnungsrede anlässlich des Staatsbesuchs von Portugals Präsidenten Anibal Antonio Cavaco Silva die hervorragenden Beziehungen zwischen beiden Ländern. Fischer erinnerte in diesem Zusammenhang an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, der sich heuer zum 70. Mal jährt und der ein unglaubliches Ausmaß an Gewalt, Leid und Verbrechen mit Millionen von Opfern mit sich brachte. Es sei unsere Pflicht, "diese Tragödie im Gedächtnis zu behalten und Lehren daraus zu ziehen", betonte der Bundespräsident. "Auch das Prinzip der Freiheit der Kunst hat erst nach dem Ende von Krieg und Diktatur seinen Stellenwert wieder finden können", sagte Fischer. Die Salzburger Festspiele hätten der Idee eines Europas immer wieder Impulse gegeben. "Heute wird europäische Kunst von überwiegend europäischen Interpreten vor internationalem Publikum auf Salzburger Boden präsentiert."

Ministerin Schmied widmete sich der Macht
Das Generalmotto der diesjährigen Salzburger Festspiele "Das Spiel der Mächtigen" stellte Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) in den Mittelpunkt ihrer Rede. Schmied ging vor allem auf die "Macht" ein und spannte dabei einen kritischen Bogen von der politischen Macht zur Macht der Kultur. Oft sei es die Politik, der man Macht zumesse und vielfach auch den Missbrauch unterstelle. Aufgabe der Kunst sei es, an der Macht zu rütteln. "Sie ist gefordert, den gesellschaftlichen Wandel mahnend zu begleiten und Werthaltungen und Motive zu hinterfragen", sagte die Kulturministerin. Aus der Analyse, dass Macht den konstruktiven Beitrag, auch den Widerspruch brauche, entstehe ein gesellschaftlicher Auftrag. Demokratie sei kein statisches Gebilde. Sie müsse täglich erarbeitet und weiterentwickelt werden. "Es muss uns daher gelingen, auch die junge Generation davon zu überzeugen, dass es ihr möglich ist, die politische und die wirtschaftliche Macht zu kontrollieren", so Schmied.

LH Burgstaller über die Krise
Mit der ökonomischen Krise und der Macht befasste sich Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) in ihrer Begrüßungsrede. "Wir leiden derzeit unter einer schlimmen Attacke an ökonomischem Pessimismus", zitierte Burgstaller den britischen Ökonom John Maynard Keynes. Aber einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts mache es sich - und uns, den Urenkeln seiner Epoche - nicht zu einfach. "Das Paradies gibt's schließlich nicht zum Nulltarif", so die Landeshauptfrau. Wir alle hätten es in der Hand, dass unsere Welt besser, schöner und gerechter denn je aus den vielfachen Prüfungen der Gegenwart hervorgehe.

Mit Haydn untermalt
Musikalisch untermalt wurde die Eröffnungsveranstaltung mit dem Adagio aus Joseph Haydns Symphonie d-Moll Hob. I:26 "Lamentatione", das vom Mozarteumorchester Salzburg unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton gespielt wurde. Auch das Chorstück "He saw the lovely youth" aus Georg Friedrich Händels Oper "Theodora", bei dem der Salzburger Bachchor sang, kam zum Einsatz. Den musikalischen Abschluss bildete eine Komposition für drei Schlagzeuger von Iannis Xenakis mit dem Titel "Okho", die von Martin Grubinger, Slavik Stakhov und Leonhard Schmidinger interpretiert wurde.

Den gesamten Spielplan der Salzburger Festspiele findest du in der Infobox!

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