War es Mord?

Schlimmer Verdacht nach Tod im Drogen-Milieu

Salzburg
08.07.2009 16:37
Mörderischer Verdacht nach einem Todesfall im Salzburger Drogen-Milieu: Christian X. (39) starb vor fünf Jahren an einer Überdosis. Der Fall schien eindeutig und landete daher schnell bei den Akten. Jetzt aber lenkte ein Bekannter zufällig die Aufmerksamkeit der Behörden auf die Ehefrau (41) des Toten. Er sagt, sie habe ihren Gatten getötet. Mögliches Motiv: eine Erbschaft. Auffällig: Schon 1993 starb der Bruder der Frau in deren Wohnung an einem "goldenen Schuss".

Eigentlich schien die Sachlage klar: Ende Februar 2004 starb Christian X. an einer Morphin-Überdosierung, wie das Gutachten zeigte, in einer Wohnung in Salzburg. Er war wie seine Frau schwer abhängig, Drogen waren bei den Eltern eines minderjährigen Sohnes überhaupt an der Tagesordnung.

Bekannter gab entscheidenden Hinweis
Der Fall landete nach Einvernahme der Gattin daher schnell und wenig überraschend bei den Akten. Doch "Kommissar Zufall" brachte die Polizei auf eine neue, mörderische Spur. Im August 2008 führte Inspektorin Alexandra Hopfgartner von der Polizeiinspektion Alpenstraße in einer anderen Angelegenheit ein Verhör mit einem Bekannten der Ehefrau. Da fiel der Satz: "Die hat doch damals ihren Mann um die Eck’n gebracht!"

Erbschaft als Motiv?
Die engagierte Beamtin wurde hellhörig und begann nachzufragen - unter anderem bei der Mutter (62) des Drogen-Opfers. "Das ist meine Pflicht", sagt sie. Diese berichtete, dass ihr Sohn aus der Szene aussteigen und sich daher von seiner süchtigen Frau trennen wollte. Und von einer Erbschaft in der Höhe von 11.000 Euro, die Mitte Februar 2004 auf das Konto der Ehefrau bei einer Bank in Grödig überwiesen wurde. Genau neun Tage vor dem Tod von Christian X.

In Widersprüche verstrickt
"Außerdem verstrickte sich die Frau damals in viele Widersprüche", resümiert Opfer-Anwalt Dr. Stefan Rieder nach Studium der früheren Akten. So habe die 41-Jährige gegenüber mehreren Bekannten verschiedene Versionen zur Todesursache ihres Mannes erzählt, außerdem bei der Summe der Erbschaft und den Kosten für das Begräbnis falsche, niedrigere Summen genannt. Dazu habe sie eingeräumt, das Suchtgift immer selbst zubereitet zu haben.

Antrag auf weitere Ermittlungen
"Der Sachverhalt in dieser Causa scheint noch nicht ausreichend erhoben", stellte Rieder im Namen des Sohnes und dessen erziehungsberechtigter Großmutter über die Opfer-Organisation "Weißer Ring" einen Antrag auf weitere Ermittlungen. Rieder: "Die Oma und der Bekannte sollen offiziell befragt werden!" Die Entscheidung liegt nun beim Oberlandesgericht Linz.

Bruder starb ebenfalls an Überdosis
Auch brisant: Am 16. Jänner 1993 starb der drogenabhängige Bruder (damals 31) der Frau an einer Überdosis. In ihrem Beisein, in ihrer Wohnung. Auch er wollte aus dem Suchtgift-Milieu aussteigen

von Max Grill, Kronen Zeitung

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