Eines war an diesem Wahlsonntag in Oberöstereich rasch klar: Die SPÖ verliert erdrutschartig – schon um 13.30 Uhr, da waren 99 der 444 Gemeinden ausgezählt, sagten die Landeshochrechner den „Roten“ einen Verlust von 10,9 Prozent voraus – gar nicht so weit weg vom Endergebnis. Entsprechend angespannt, ja fast bunkerhaft, war die Stimmung in der SP-Zentrale – wo Parteimanager Christian Denkmaier einräumte: „Hans-Peter Martin ist der Sieger dieser Wahl.“ Für SP-Kandidat Josef „Joe“ Weidenholzer war dieser Sonntag eine Zitterpartie: Auf Platz 5 gereiht – das hieß, nach der ersten Hochrechnung im ORF drinnen, nach der zweiten draußen, nach der dritten wieder drin, dann wieder draußen, drin und draußen.
In der ÖVP-Zentrale dagegen prägte entspannte Stimmung den Nachmittag; für die stärksten Gefühle bei der Mannschaft rund um Parteisekretär Michael Strugl sorgten SP-Rekordverluste in diversen SP-Hochburgen. Parteichef Josef Pühringer hatte bald eine Analyse parat: „Ein Desaster für die SPÖ; Martin ist überraschend stark, hat offenbar die Freiheitlichen gestoppt.“
Die fühlten sich allerdings nur halb gestoppt: „Wir haben uns mehr als verdoppelt, damit sind wir zufrieden. Dass wir den dritten Platz nicht erreicht haben, bedauere ich aber“, so FPÖ-Parteichef Lutz Weinzinger. Der Linzer Franz Obermayr zieht ins EU-Parlament ein, will sich für die Interessen „meiner Heimat Oberösterreich“ speziell einsetzen.
Grünen-Chef Rudi Anschober wunderte sich über den Verlust nicht: „Es ist nicht gelungen, die großen EU-Themen, wie Gentechnik und Atomkraft, zum Wahlkampfthema zu machen – und dann der Streit um Listenplätze.“ BZÖ-Chefin Ursula Haubner sieht in „ihren“ 4,25 Prozent eine gute Vorgabe für die Landtagswahl.
Apropos Landtagswahl. Genau 7 Prozent liegt die SP Erich Haiders bei der EU-Wahl hinter der VP-Josef Pühringers – ein Anteil, den am 27. September nur der aufholen bzw. verteidigen kann, der vor allem den 17 Prozent Martin-Wählern, die bei der Landtagswahl auf den „Markt“ kommen werden, das bessere Angebot machen kann. Die SPÖ hat dabei allerdings den größeren Verliererstempel drauf.
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