Ab durch die Mitte

Psychologie der Mittelspurfahrer

Motor
05.06.2009 10:36
Allein auf weiter Flur - und das am mittleren Fahrstreifen. Ein Blick auf Österreichs Autobahnen zeigt: Das Rechtsfahrgebot scheint viele Lenker nicht zu interessieren. Um herauszufinden, warum der mittlere Fahrstreifen wie ein Magnet wirkt, haben der ÖAMTC und das Landespolizeikommando Niederösterreich eine Erhebung durchgeführt. Mittelspurfahrer wurden aufgehalten und - statt bestraft - nach ihren Motiven befragt und informiert.
(Bild: kmm)

"Die Erklärungen der Autofahrer sind sehr verschieden. Viele Lenker fühlen sich in der Mitte subjektiv sicherer. Da kann man ja jederzeit nach rechts oder links ausweichen", sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.

Das Sicherheitsgefühl in der Mitte ist besonders bei Nachtfahrten ausgeprägt. Auch der größere Abstand zu Leitschienen oder Betonwänden wurde genannt, ebenso wie ein ungutes Gefühl zwischen vielen Lkw auf der rechten Spur. Manche Autofahrer wiederum sind abgelenkt und bemerken gar nicht, dass sie grundlos auf der mittleren Fahrspur unterwegs sind. "Wer telefoniert, isst, trinkt oder ein Gespräch mit dem Beifahrer führt, der fährt öfters auf der Mittelspur. Und er vergisst deshalb leichter, sich nach einem Überholmanöver wieder rechts einzuordnen", erläutert Seidenberger.

Anderen Autofahrern ist es generell zu mühsam, nach einem Überholmanöver wieder in die rechte Spur zu wechseln. Manchmal dient auch die - schlechte - Fahrbahnqualität ganz rechts als Begründung. Allerdings gibt es Autofahrer, die das Rechtsfahrgebot gar nicht kennen. "Einige der befragten Lenker wussten gar nicht, dass man die erste Fahrspur benutzen muss."

Genauso unterschiedlich wie die Gründe sind auch die Benutzer der mittleren Fahrspur. Die Anziehungskraft der Mitte zieht sich quer durch alle Gruppen. "Wir haben ältere Fahrer genauso aufgehalten wie jüngere, Frauen wie Männer, Inländer wie Ausländer", erklärt die -Verkehrspsychologin. Einzig die Schnellfahrer finden sich kaum ganz rechts.

Mittelstreifenfahrer können gefährliche Situationen provozieren
Kontrolliert und gestraft werden Mittelspurfahrer nur selten. Laut Polizei wäre der Aufwand zu groß, und Delikte wie Alkohol, Schnellfahren oder Drängeln seien viel gefährlicher und würden daher vorrangig geahndet. Gefährlich ist das konsequente Benutzen der mittleren Fahrspur grundsätzlich nicht. "Allerdings gibt es immer wieder Verkehrsteilnehmer, die sich dadurch provoziert fühlen", sagt Seidenberger. Und das signalisieren sie durch riskante Fahrmanöver wie Drängeln oder Schneiden. "Dadurch wollen sie die Mittelspurfahrer auf ihr 'Fehlverhalten' aufmerksam machen und zu einem Spurwechsel zwingen. Gerade mit unsicheren oder aufgebrachten Fahrern kann es da schon zu gefährlichen Situationen kommen", warnt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin. Sie empfiehlt gleichzeitig allen Verkehrsteilnehmern, durch Einhalten des Rechtsfahrgebots mögliche Provokationen zu vermeiden.

Rechts überholen verboten, Nebeneinanderfahren erlaubt
Das Rechtsfahrgebot ist der Straßenverkehrsordnung (StVO) geregelt. Laut Paragraph 7, Absatz 1 der StVO muss man auf Freilandstraßen und Autobahnen - soweit dies zumutbar ist - prinzipiell den rechten Fahrstreifen benützen, auch wenn durch langsamere Fahrzeuge auf dem ersten Fahrstreifen bald wieder ein Fahrstreifenwechsel vorgenommen werden muss. Das gilt auch für Stadtautobahnen. Wenn etwa 200 bis 300 Meter weiter vorne ein langsameres Fahrzeug auf der rechten Spur fährt, darf man in der Mitte bleiben, bis man dieses Fahrzeug überholt hat. Bei dichterem Verkehr ist auch das Nebeneinanderfahren erlaubt. Bewegt sich auf dem rechten Fahrstreifen eine Kolonne (mindestens drei Fahrzeuge), darf diese auch schneller sein als ein weiter links fahrendes Fahrzeug. Rechts überholen durch ein einzelnes Fahrzeug ist aber verboten.

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(Bild: kmm)



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