"Dass nur jede fünfte Anzeige zu einer Verurteilung führt, ist von der Opferperspektive her beunruhigend. Die Opfer spüren eine Kultur der Skepsis. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass man ihnen glaubt. Das kann zu einer Belastung und neuerlichen Traumatisierung führen", sagte Rosa Logar, Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie.
Hoher Anteil an Fremdtätern
Europaweit zeigt sich bei den Tätern "ein relativ junges Altersprofil", so Corinna Seith von der London Metropolitan University. In Österreich fällt auf, dass es sich bei 41 Prozent um Fremdtäter und bei 14 Prozent um Kurzzeitbekanntschaften handelt. "Wir hätten mehr Täter im sozialen Umfeld der Opfer erwartet", räumte Seith ein.
Die Dunkelziffer liege in diesem Bereich offenbar noch immer sehr hoch: "Hier müssen noch Anstrengungen unternommen werden, um die Erstattung einer Anzeige, die nicht dem Stereotyp des Überfalls durch einen Fremdtäter entspricht, zu erleichtern."
Verletzungen verbessern Chance auf Verurteilung
Nachgewiesene Verletzungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung. Die Wiener Interventionsstelle wünscht sich daher, dass in jedem Fall von Vergewaltigung zur Beweissicherung sofort eine gerichtsmedizinische Untersuchung durchgeführt wird, sofern die Betroffenen damit einverstanden sind.
Hierzulande sind im Ländervergleich Vergewaltigungs-Anzeigen noch immer eine Seltenheit: Während Schweden auf 100.000 Einwohner 46,5 Anzeigen verzeichnet, werden in Österreich statistisch gesehen 8,5 Vergewaltigungen gemeldet.
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