Fall "Nina"

Vater wegen Misshandlung von Baby verurteilt

Österreich
28.05.2009 11:37
Am Landesgericht Salzburg ist am Donnerstag ein 25-jähriger Salzburger wegen Kindesmisshandlung zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt worden. Sechs Monate muss der geständige Fleischer im Gefängnis verbüßen. Er soll seine fast acht Monate alte Tochter Nina im März dieses Jahres so heftig geschlagen und geschüttelt haben, dass sie ein Schädelhirntrauma, Hintergrundblutungen an den Augen, Hämatome am Kopf und einen Handabdruck an der linken Wange erlitten hatte. Staatsanwältin Sandra Lemmermayer war das Urteil zu milde, sie meldete volle Berufung an. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

In seiner Urteilsbegründung sprach Einzelrichter Manfred Seiss das aus, was auch Verteidiger Michael Kowarz in seinem Schlussvortrag feststellte: "Dem Mann sind schlicht und einfach die Nerven durchgegangen." Es sei nicht seine Absicht gewesen, das Kind zu verletzen. Deshalb lautete der Urteilsspruch nicht auf absichtlich schwere Körperverletzung - wie die Staatsanwaltschaft gefordert hatte -, sondern "nur" auf schwere Körperverletzung. Zudem wurde der Angeklagte wegen "Quälens oder Vernachlässigens von unmündigen oder wehrlosen Personen" verurteilt. Ihm drohte eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.

Mann legte vor Gericht Geständnis ab
Dem sechsmal vorbestraften Salzburger taten die beiden Vorfälle am 6. und 7. März auch "leid". Er legte ein Geständnis ab, allerdings "nicht reumütig", wie ihm die Staatsanwältin vorhielt. Denn der Angeklagte, der am 6. März zum ersten Mal alleine auf sein Kind aufpasste, - seine Frau war zur Arbeit gefahren - wollte seine auf dem Sofa schreiende Tochter bloß mit einem Schlag auf die Couch "erschrecken, damit sie ruhig ist". Allerdings habe er versehentlich das Gesicht des Babys getroffen, wie er sagte. "Sie wussten aber von der Kindesmutter, dass es dann noch mehr schreit", entgegnete die Staatsanwältin.

Am 7. März ist Nina laut dem Angeklagten von der Couch gefallen, als er auf der Toilette war. "Sie hat ihren Kopf und die Hände hängen gelassen. Ich habe sie zweimal geschüttelt, damit ich eine Reaktion sehe." Dazu die Staatsanwältin: "Sie mussten wissen, dass ein massives Schütteln für ein Baby lebensgefährlich sein kann." Seiner besorgten Ehefrau tischte der Kindesvater andere Versionen auf: Nina sei einmal auf ein Spielzeug und einen Tag später von der Couch gefallen. "Aus Angst, sie lässt sich von mir scheiden." Als das Kind völlig apathisch im Bett lag, brachte es die Mutter ins Landeskrankenhaus, wo die Ärzte Alarm schlugen.

Die Folgen des Schüttelns waren laut einem Gutachten der Gerichtsmedizin schwer: Nina erlitt ein Schädelhirntrauma, die Augenhintergrundblutungen seien typisch dafür. "Das Mädchen hat sich unmittelbar danach in Lebensgefahr befunden. Der Angeklagte kann von Glück sprechen, dass sie soweit regeneriert ist, dass zurzeit keine Dauerschäden zu befürchten sind", wetterte Lemmermayer.

Ehefrau hat die Scheidung eingereicht
Die Kindesmutter hat mittlerweile die Scheidung eingereicht. Die 22-Jährige erzählte im Zeugenstand, ihr Mann habe sich ganz normal um das Baby gekümmert. Wenn es schrie, "ist mir aber vorgekommen, er hat nicht gewusst, was er tun soll. Er ist nervös geworden, weil Nina noch so zierlich war." Der Verteidiger meinte, sein Mandant sei kein Sadist, "er war offenkundig überfordert. Das ist kein Fall Luca". Der Mann habe sich in die Familie der Kindesmutter gut eingelebt, jetzt aber die Familie und seine Arbeit verloren und sei sozial stigmatisiert. "Er muss wieder von vorne anfangen."

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