"Alle hassen ihn"

Köllerer im Davis-Cup-Team unerwünscht

Sport
26.05.2009 12:29
Außenseiter unerwünscht: Die Positionen im österreichischen Davis-Cup-Team gegenüber dem zuletzt in die Top 80 vorgestoßenen Daniel Köllerer sind klar. Der Oberösterreicher, der sich durch seine Eskapaden in der Vergangenheit auch international im Spielerkreis viele Feinde geschaffen hat, ist für Jürgen Melzer, Stefan Koubek und Co. eine Persona non grata.

Der vor allem auf Sandplatz zuletzt erstarkte Welser hätte sich rein sportlich eine Nominierung ins Davis-Cup-Team gegen Chile (auswärts vom 18. bis 20. September) verdient. Doch die Vergangenheit lastet schwer auf ihm. Und ob sich sein Verhalten tatsächlich so gebessert hat, wird von seinen möglichen Team-Kollegen bezweifelt.

Köllerer ist ein Exzentriker, in manchen Belangen aber auch ein guter Typ. Doch mit Beschimpfungen und Provokationen auf dem Platz macht man sich keine Freunde, besonders wenn sie gar manchmal Ballkindern galten. Die Folge waren in der Vergangenheit sogar Petitionen von Spielern, die auch von Österreichern unterschrieben wurden, um Köllerer zu sperren. Die ATP hat den 25-Jährigen 2004 bereits für acht Wochen und 2006 für ein halbes Jahr von der Tennis-Bühne verbannt.

Ein Lächeln wie Jack Nicholson
Der Mann mit den vielen Tatoos - darunter "Jesus Walks With Me" auf dem Bauch, am rechten Oberarm "Nummer 1" und links das "?" dazu - sorgt auch international für Aufsehen. Die französische Sport-Tageszeitung "L'Equipe" widmete dem Oberösterreicher am Dienstag trotz seiner Niederlage am Vortag eine halbe Seite - und verglich seine Grimassen und sein Lächeln auf dem Platz mit jenem von Jack Nicholson in "Shining". Köllerer sagt von sich selbst: "Ich weiß, dass ich kein Sängerknabe bin!"

Dies muss man wissen, will man die massive Ablehnung von Jürgen Melzer und Co. verstehen. "Du musst mal in die Garderobe reingehen. Da schauen 25 Spieler zu und freuen sich, wenn der Massu gewinnt. Die haben aber mit dem Massu nichts am Hut", erzählte Melzer nach seinem Erstrundensieg am Montag. Zuvor hatte Köllerer gegen den Chilenen Nicolas Massu in fünf Sätzen verloren.

Melzers Mutter beleidigt
Er selbst hatte einige Vorfälle mit dem Oberösterreicher. Bei einem Staatsliga-Match in Deutsch Wagram spielte Köllerer Doppel gegen Melzers Bruder Gerald und beleidigte im Zuge dessen die Mutter von Melzer. "Ich kann von meiner Seite nur sagen: Es sind so viele Sachen vorgefallen mit dem Typen, richtig tief. Ihr wisst einige Sachen nicht, die wahrscheinlich noch schlimmer sind, als meine Mutter zu beschimpfen", erklärte Österreichs Nummer 1.

Koubek: "Er ist bei allen verhasst"
Zwar gibt es noch Gespräche mit Schaller, doch das seit einigen Jahren zusammengewachsene Team steht wie eine Wand vor Köllerer. Koubek findet auch noch klarere Worte: "Ich möchte mit dem Köllerer nicht in einem Team sein. Der ist so verhasst von allen." Persönlich habe er keine extremen Erlebnisse mit dem Welser. "Ich habe nicht die Erfahrung, die Jürgen mit ihm hat, weil dann wäre der Herr Köllerer sowieso auf der Flucht. Aber ich stehe hinter dem Jürgen. Er hat sich vielleicht gebessert, doch der Davis Cup ist vielleicht nicht das beste Event, um das auszutesten. In Chile wird es sicher nicht fair abgehen."

Köllerer: "Ich will für mein Land spielen"
Melzer kann das Verhalten Köllerers nicht nachvollziehen. "Es tut mir leid für ihn. Er könnte echt gut Tennis spielen. Aber Davis Cup ist nun mal ein Teamsport, auch wenn man alleine am Platz steht." Und was sagt Köllerer selbst dazu? "Erstens kenne ich die Mutter von Melzer gar nicht. Wenn das der Fall gewesen wäre, frage ich mich, warum es erst jetzt zum Thema wird, nicht damals in der Staatsliga-Woche." Man solle dies nicht alles über die Presse laufen lassen, sondern sich an einen Tisch setzen. "Ich rede seit drei Jahren davon, dass ich für mein Land spielen möchte. Ich bin bereit, nach Chile mitzufliegen."

Niemals würde er die Mutter eines Spielers beschimpfen. "Meine Mutter war schwer krank, sie ist bei mir über alles gegangen. Das ist, glaube ich, die Antwort auf die Frage. Da muss ich nicht mehr weiterreden." Natürlich lasse seine mentale Leistung noch zu wünschen übrig.

Für Koubek, den man noch nie so gehört hat, scheint der Karren aber verfahren zu sein. "Ich möchte nicht eine Woche in meinem Leben versch..., wo der da ist, dafür bin ich zu alt, das mache ich nicht. Keiner will mit ihm trainieren, keiner will mit ihm essen gehen, keiner braucht ihn, keiner will ihn sehen."

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(Bild: KMM)



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