PISA-Studie

Schule fördert Buben und Mädchen unterschiedlich

Österreich
26.05.2009 12:36
Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Buben nehmen im Laufe ihrer Schulkarriere zu. Zu diesem Ergebnis ist eine am Dienstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichte Sonderauswertung der PISA-Studie 2006 und anderer OECD-Studien gekommen. Als Ursachen orten die Autoren nicht zuletzt geschlechtsspezifische Vorurteile.

Gegen Ende der Volksschulzeit zeigen Buben und Mädchen etwa im Fach Mathematik in internationalen Vergleichsstudien fast die gleichen Ergebnisse, so die Experten. Doch im Alter von 15 Jahren bietet sich plötzlich ein anderes Bild, wie die PISA-Studie aufzeigt. So schneiden Buben in Mathematik in fast allen untersuchten Ländern besser ab als Mädchen. So schnitten Burschen im OECD-Schnitt um elf Punkte besser ab als Mädchen. In Österreich lagen sie sogar um 23 Punkte vorne und hatten damit den größten Vorsprung in Mathematik.

Beim Lesen sind Mädchen allerdings bereits in der Volksschule den Buben überlegen. Dieser Unterschied verstärkt sich in der weiteren Schullaufbahn und ist in den Ergebnissen der PISA-Studie ebenfalls deutlich zu erkennen. So schnitten Mädchen im OECD-Schnitt um 38 Punkte besser ab, in Österreich sogar um 45 Punkte.

Auswertung ortet "Stereotype" als Ursache
Laut den OECD-Experten sind diese Unterschiede "eher auf Stereotype als auf unterschiedliche Begabung zurückzuführen". Das würden nicht zuletzt die Ergebnisse aus dem Bereich "Problemlösung" nahelegen: Dabei schneiden 15-jährige Mädchen ähnlich gut ab wie ihre männlichen Altersgenossen, während sie beim Lösen mathematischer Probleme hinter den Burschen zurückliegen. Die Studie schreibt diesen Unterschied dem Kontext zu, in dem mathematische Probleme in der Schule präsentiert werden, aber auch den Zweifeln der Mädchen an ihren mathematischen Fähigkeiten.

Auch die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg und Beruf "scheint mehr von Stereotypen als von den tatsächlichen Fähigkeiten abhängig zu sein", konstatieren die Bildungsexperten der OECD. So würden Mädchen zum Beispiel deutlich häufiger Lebenswissenschaften studieren als ihre männlichen Kollegen, obwohl sich die Leistungen in diesem Bereich kaum unterscheiden.

Studienautoren: Lehrkräfte sind gefordert
"Viele Länder können mit Recht stolz darauf zu sein, dass Jungen und Mädchen in den schulischen Kernfächern die gleiche Leistungen erbringen", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Man dürfe aber nicht akzeptieren, dass Vorurteile wie "Lesen ist nichts für Buben" oder "Mathe ist nichts für Mädchen" weiterbestehen. Solche Ansichten würden dazu führen, dass den Gesellschaften wichtiges Bildungspotenzial verloren gehe.

Die Studienautoren sind überzeugt, dass Lehrkräfte deutlich mehr für die Gleichberechtigung der Geschlechter tun könnten. Die Pädagogen müssten sich der Erwartungen, die sie gegenüber ihren Schülern haben, bewusstwerden und "Strategien entwickeln, um das Selbstbewusstsein und die Motivation der Schülerinnen und Schüler in ihren schwachen Fächern zu stärken". Dies könne jedoch nicht alleine durch die Arbeit in der Klasse erreicht werden, es bedürfe Unterstützung der Gesellschaft. Lesen etwa sei eine kulturelle Praxis, die durch das soziale Umfeld beeinflusst werde. Um das Interesse von Buben am Lesen zu erhöhen müssten nicht zuletzt die Familien stärker eingebunden werden.

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