Staatschef zu Gast

Malis Präsident auf Staatsbesuch in Österreich

Österreich
26.05.2009 17:00
Bundeskanzler Werner Faymann hat am Dienstag den malischen Präsidenten Amadou Toumani Touré (Bild) zu einem Arbeitsgespräch getroffen. Themen waren unter anderem die schwierige soziale Situation in Mali und die Befreiung der österreichischen Geiseln im vergangenen Oktober, hieß es in einer Aussendung des Kanzleramts. Die größte Herausforderung werde darin bestehen, der sehr jungen Bevölkerung Malis Zukunftsperspektiven zu bieten, erklärte Touré.

Der Präsident betonte zudem, dass Afrika von der derzeitigen Wirtschaftskrise besonders stark betroffen sei und bekundete in diesem Zusammenhang sein Interesse am Modell der Mikrokreditvergabe. Da die Zielgruppe für Mikrokredite ausschließlich arme Menschen seien, die im normalen Bankgeschäft als nicht kreditwürdig eingestuft würden, könne dieses Modell eine besonders positive Wirkung für sein Land haben.

Dank an Österreich
Der malische Präsident bedankte sich darüber hinaus für das Engagement Österreichs in der Region und strich insbesondere den Tschad-Einsatz des österreichischen Bundesheers und die Rolle Österreichs im UNO-Sicherheitsrat hervor, betonte ein Sprecher des Bundeskanzleramts, Thomas Zehetner.

Am Dienstagvormittag hatte sich der Präsident der Republik Mali außerdem in das Goldene Buch der Stadt Wien eingetragen. Bürgermeister Michael Häupl betonte laut einer Aussendung der Rathauskorrespondenz, dass Wien eine Stadt des internationalen Dialogs und der Verständigung sei. Er würdigte die Bedeutung des Staatspräsidenten als "Demokrat und Vermittler", zum Beispiel im Hinblick auf die Befreiung der österreichischen Geiseln. Touré erklärte wiederum, dass bereits der Besuch des österreichischen Bundespräsidenten im Vorjahr zu freundschaftlichen Beziehungen und guter Zusammenarbeit der beiden Länder geführt habe. Daher war es ihm ein Anliegen, die österreichischen Geiseln wieder ihren Familien zurückgeben zu können. Am Dienstagnachmittag stattete Touré den UNO-Organisationen im Vienna International Center einen Besuch ab.

Vertrag zur Zusammenarbeit unterzeichnet
Den Besuch Tourés hatten am Montag Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) und sein malischer Amtskollege Moctar Ouane zur Unterzeichnung einer Vereinbarung über eine Intensivierung der Zusammenarbeit der beiden Länder in den Bereichen Politik, Soziales, Wissenschaft und Kultur genutzt. Bundespräsident Fischer bezeichnete dies als "ganz konkreten Akt" im Sinne einer wertvollen zukünftigen Zusammenarbeit. Insbesondere in den Bereichen des Spitalbaus und der Infrastruktur gäbe es gute Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit, erklärte Fischer bei einer Pressekonferenz mit Toure.

Touré, der Fischer als "persönlichen Freund" bezeichnete, betonte während der Pressekonferenz, dass die Vereinbarung die positive Entwicklung Malis widerspiegle. Fischer und er hätten bei ihrem vorhergehenden Arbeitsgespräch aber auch über andere Themen, wie beispielsweise die vorherrschende Drogenproblematik in Mali gesprochen. Aber nicht nur in seiner Heimat seien Drogen ein Problem, ergänzte Touré. Auch in Europa gebe es Handlungsbedarf in diesem Bereich, die Drogen würden die Jugend "ruinieren" und man müsse die Situation in den Griff bekommen.

Fischer: "Kontakte intensiver gestalten"
Fischer wiederum betonte, dass man in Zukunft den Kontakt intensiver gestalten werde und Delegationen austauschen wolle. Im Verlauf des Besuches von Touré werde man zudem "vielleicht" noch weitere Aspekte definieren können, bei denen Österreich diverse Projekte unterstützen könne, um in Mali und der gesamten Region eine gute politische Entwicklung herbeizuführen, sagte Fischer.

Besuch im Zeichen der EU-Afrika-Strategie
Tourés Besuch stand auch im Zeichen der beim EU-Afrika-Gipfel von 2007 vereinbarten EU-Afrika-Strategie, die einen Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kontinenten bildet. Hierbei sei der Kampf gegen Drogenschmuggel, gegen illegale Klein- und Leichtwaffen und die Terrorbekämpfung hervorzuheben, so der österreichische Bundespräsident. An der Kooperation zwischen der Europäischen Union und Mali würde sich Österreich mit einem fixen Prozentsatz beteiligen.

Abgeordnete aus Mali im Nationalrat
Eine dreiköpfige Abgeordnetendelegation aus Mali traf indes im Nationalrat mit Mitgliedern des außenpolitischen Ausschusses zusammen. Geleitet wurde die Delegation vom Zweiten Parlamentsvizepräsidenten Assarid Imbarcaouane, der der Volksgruppe der Touareg angehört. Ausschussobmann Peter Glaser dankte Imbarcaouane für dessen persönlichen Einsatz bei der Suche nach den beiden im Vorjahr in den Norden des afrikanischen Landes verschleppten Salzburger Touristen Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber. Die beiden Österreicher befanden sich ab dem 22. Februar 2008 insgesamt 253 Tage in Mali in Geiselhaft der "Al-Kaida im Islamischen Maghreb". Ein österreichischer Sondergesandter leitete von der malischen Hauptstadt Bamako aus die Vermittlungsversuche. Ende Oktober konnte das Außenamt in Wien die Freilassung der Geiseln verkünden.

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