Tragisches Ende

Südkoreanischer Ex-Präsident begeht Selbstmord

Ausland
23.05.2009 14:55
Der frühere südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun hat offenbar aus Verzweiflung über seine Verwicklung in einen Korruptionsskandal Selbstmord begangen. Er starb am Samstag, nachdem er sich beim Bergwandern in der Nähe seines Landhauses von einer Klippe rund hundert Meter in die Tiefe gestürzt hatte. Sein Anwalt Moon Jae-in sagte, Roh habe einen Abschiedsbrief hinterlassen. Laut einem Bericht des Fernsehsenders MBC erklärt er darin, er habe zu vielen Menschen Leid zugefügt.

Im seinem Abschiedsbrief sprach Roh Medienberichten zufolge von einer harten Zeit, die er durchgemacht habe. "Der Schmerz, den ich so vielen Menschen bereitet habe, ist zu groß", wurde er zitiert. Ein Begleiter, der zusammen mit Roh auf der Bergtour unterwegs gewesen sein soll, äußerte sich zunächst nicht zu den Umständen des Todesfalls. Die Polizei erklärte dazu vorerst lediglich, es werde geprüft, ob Rohs Sturz ein Unfall oder Selbstmord gewesen sei. Roh war jedenfalls nach seinem Absturz in ein Krankenhaus gebracht worden, wo die Ärzte seinen Tod feststellten.

Tödliche Verletzungen
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, Roh habe bei seinem Sturz in eine Schlucht schwere Kopfverletzungen erlitten. Er sei gestorben, nachdem er aus einem kleinen in ein größeres Krankenhaus in der Stadt Busan gebracht worden sei. Das Krankenhaus in Busan teilte mit, Roh habe neben seinen schweren Kopfverletzungen zudem zahlreiche Knochenbrüche, unter anderem an Rippen und Becken, erlitten. Das südkoreanische Fernsehen zeigte den Abhang, den Roh hinabgestürzt sein soll.

Trauer und Bestürzung
Viele Menschen in Südkorea reagierten entsetzt auf die Nachricht von Rohs Tod. Vor Fernsehbildschirmen auf den Bahnhöfen bildeten sich große Menschentrauben. "Es heißt, hasse die Sünde und nicht den Sünder", sagte der 63-jährige Chun Soon-im. "Und so fühle ich mich jetzt. Die Ermittlungen müssen weitergehen und wir müssen die Wahrheit erfahren, aber es tut mir auch leid um den Mann und die, die er zurücklässt."

Vorwürfe stets zurückgewiesen
Gegen Roh wurde ermittelt, weil er während seiner Amtszeit mehr als sechs Millionen Dollar (4,3 Millionen Euro) von einem Geschäftsmann angenommen haben soll. Ende April wurde er 13 Stunden lang von der Staatsanwaltschaft vernommen und wirkte deswegen tief beschämt. Roh räumte ein, dass der Unternehmer seiner Frau eine Million Dollar gegeben hatte. Weitere fünf Millionen Dollar gingen demnach an einen Verwandten. Die Staatsanwaltschaft vermutete, dass das Geld letztlich bei Roh landete.

Bruder bereits verurteilt
Roh hatte sich öffentlich für die Verstrickung seiner Familie in die Affäre entschuldigt, aber kein eigenes Fehlverhalten eingestanden. Vergangene Woche war Rohs älterer Bruder Roh Gun Pyeong zu vier Jahren Haft verurteilt worden, weil er während der Präsidentschaft seines Bruders umgerechnet 1,7 Millionen Euro an Bestechungsgeldern angenommen hatte.

Regierungsspitze schockiert
Südkoreas Regierungschef Han Seung Soo berief nach Bekanntwerden des Unglücks umgehend das Kabinett zu einer Sondersitzung ein. Er fühle angesichts der Nachricht über Rohs Tod "Erschütterung und Trauer". Staatschef Lee Myung Bak ließ erklären, Rohs Tod sei eine nationale Tragödie. Rohs Nachfolger Lee Myung-bak äußerte sich bestürzt. Der Präsident bezeichnete den Tod Rohs als "traurig und tragisch", wie sein Sprecher Lee Dong-kwan sagte.

Karriere von ganz unten aus gestartet
Roh war als Sohn armer Bauern zur Welt gekommen, hatte sich in Abendkursen zum Anwalt fortgebildet und verteidigte später unter anderem Opfer der Militärregierung von General Chun Doo Hwan. 1988 zog er als Abgeordneter ins südkoreanische Parlament ein. 2003 übernahm Roh das Präsidentenamt mit dem Versprechen, gegen Korruption und die Macht alter Eliten vorzugehen. Er führte die sogenannte Sonnenschein-Politik gegenüber Nordkorea fort und seine Bemühungen um eine Annäherung zwischen Seoul und Pjöngjang führten 2007 zu einem Gipfeltreffen mit Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il.

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