"Kein Kampfsymbol"

Schönborn wehrt sich gegen Kreuz-Missbrauch

Österreich
22.05.2009 09:52
Inhaltlich deutlich, aber ohne Nennung der FPÖ hat sich Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag gegen die Verwendung des Kreuzes durch die Freiheitlichen bei deren EU-Wahlkampagne gestellt. Das Kreuz als "Zeichen der Versöhnung und der Feindesliebe" dürfe nicht als "Kampfsymbol gegen andere Religionen, gegen andere Menschen politisch missbraucht" werden, sagte der Wiener Erzbischof in seiner Predigt beim Hochamt im Wiener Stephansdom. Die FPÖ verteidigte darauf einmal mehr die jüngsten Auftritte von Parteiobmann und Neo-Kreuzträger Strache. Man sehe im Kreuz "ein Symbol für eine verbindende europäische Wurzeln, ein ökumenisches Symbol für Frieden, Erlösung und Befreiung eben auch unserer Kultur und unserer Werte".

Zudem stellte sich der Kardinal gegen den Slogan "Abendland in Christenhand", mit dem von der FPÖ geworben wird: "Meine Frage ist nicht, ob das Abendland in Christenhand bleibt, sondern ob es Christus im Herzen hat. Ein glaubensloses Abendland, das ist zu fürchten". Gleichzeitig betonte der Kardinal, dass er sich nicht parteipolitisch in Wahlkämpfe einmische. Aufgabe der Bischöfe sei es aber, die christlichen Grundwerte "einzumahnen und notfalls auch einzufordern". Das sehe er auch heute als seine Aufgabe, predigte der Erzbischof laut der kirchlichen Nachrichtenagentur "Kathpress".

Im Evangelium vom Fest Christi Himmelfahrt sei der weltweite Missionsauftrag Jesu an seine Gläubigen festgehalten. "Mission" habe heute eine schlechte Presse, es klinge nach "Zwangsbeglückung" und wecke alte Vorurteile gegen das Christentum. Aber Jesus wolle keinen Zwang, unterstrich der Wiener Erzbischof: "Sein Kreuz ist alles andere als ein Machtsymbol. Es ist das Zeichen einer Liebe, die bis zum Letzten geht". Auch Christen hätten freilich das Kreuz als Machtsymbol gebraucht und missbraucht. Es gehe aber vor allem darum, im Kreuz "ein Zeichen der Liebe zu sehen, die Gewalt nicht mit Gewalt, Hass nicht mit Hass beantwortet, sondern Hass und Feindschaft durch Hingabe und Verzeihen überwindet".

Er wünsche sich ein Europa, das vom Christentum geprägt sei, betonte Schönborn: "Aber von einem Christentum, das an Jesus Christus Maß nimmt". Es sei "gut und wichtig", dass es gesellschaftliche Kräfte, auch politische Parteien, gebe, "die sich für humane und christliche Werte einsetzen". Denn nur im Miteinander könnten die bevorstehenden "schwierigen Zeiten" gemeistert werden. Als zentrale Punkte des "gemeinsamen Weges" nannte Kardinal Schönborn ein "intensives Bemühen um die Familie, die das sicherste und grundlegende soziale Netz darstellt", einen "kreativen Schutz des Lebens, des ungeborenen, des behinderten, des kranken, des alten und auch des sterbenden Lebens" und einen "vom Christentum inspirierten Umgang mit den Fremden". Dabei gehe es sowohl um die "Verfolgten", denen Aufnahme zu gewähren ist, als auch um die Immigranten, "die wir bei unserer niedrigen Geburtenzahl brauchen, um unser Sozialsystem erhalten zu können".

Plakatvater Kickl: Kampagne kein Missbrauch
FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, auf dessen Konto auch die Plakatkampagnen zur EU-Wahl gehen, weist die Darstellung von Kardinal Schönborn zurück. Die FPÖ sehe im Kreuz "ein Symbol für eine verbindende europäische Wurzeln, ein ökumenisches Symbol für Frieden, Erlösung und Befreiung eben auch unserer Kultur und unserer Werte". In diesem Sinn sei es von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als verteidigenswert gegen Entwicklungen, die genau diese historisch-kulturellen Errungenschaften in Frage stellen, hoch gehalten worden. Bedauerlich fand es Kickl, das es von Seiten Schönborns keine Silbe der Zurückweisung des in seinen Augen "absolut unhaltbaren" Antisemitismus-Vorwurfes gegen die FPÖ gegeben habe. "Wer glaubt, vor einem nicht gegebenen Missbrauch des Kreuzes warnen zu müssen, der täte gut daran, zu einer offenkundig sehr wohl vorhandenen Entgleisung durch unzulässige NS-Vergleiche ein Wort zu verlieren."

Es sei umso bedauerlicher, dass "in politischem Interesse von potenziellen Wahlverlierern eine bewusste Vernadererungskampagne gegen die FPÖ" im Zusammenhang mit deren Slogan "Abendland in Christenhand" und der einmaligen symbolischen Verwendung des Kreuzes losgetreten worden sei, erklärte Kickl. Ziel der "Verdreher und Untersteller" sei keine ehrliche Debatte über die Fragen einer Leitkultur und des zukünftigen Wohin der Gesellschaft in Europa sondern jene zu verteufeln, "die vor den aktuellen Bedrohungen für unser Wertesystem, Gesellschafts- und Menschenbild warnen und nicht wollen, dass wir diese verlieren".

FPÖ kampagnisiert weiter gegen "EU-Beitritt Israels"
Die Grünen kritisierten indes, dass die FPÖ weiter damit werbe, gegen einen EU-Beitritt Israels aufzutreten: "Strache und Mölzer halten offensichtlich daran fest, die Bevölkerung bewusst falsch zu informieren. Ihre Unbelehrbarkeit ist unheilbar", konstatierte Grünen-Chefin Eva Glawischnig fest. Es gehe den Freiheitlichen nur darum, anti-semitische Emotionen zu schüren: "Spricht man das aus, reagiert die FPÖ wehleidig. Strache und seine Leute können gut austeilen, einstecken aber gar nicht."

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