Auch wenn NOFX auf "Coaster" vor allem ihre Erfahrung ausspielen und dadurch punkten können. Denn auf dem Album finden sich durch die Bank solide NOFX-Songs, auch wenn die vier öfters als gewöhnt den Fuß vom Gaspedal nehmen. Der Großteil der Nummern spielt sich nämlich diesmal im Midtempo-Bereich ab ("We called it Amrica", "The Quitter" oder "Blasphemy - The Victimless Crime"). Daneben finden sich Ska- und Jazz-Anklänge inklusive Trompetenbegleitung von Gitarrist El Hefe genauso, wie die gewohnt melodiöse Raserei von Songs wie "One Million Coasters" oder "My Orphan Year". Da das für NOFX aber eigentlich alles Standards sind, hält sich trotz der Vielfalt die Überraschung in Grenzen.
Auch textlich brechen NOFX diesmal keine neuen Rekorde für Originalität, denn die feine Klinge der zynischen Wortspiele hat Fat Mike für "Coaster" wahrlich nicht ausgepackt. Den Tiefstpunkt erreicht das wohl bei dem Song "Creeping Out Sara", in denen der Kalifornier belanglos und hingerotzt irgendeinen Schwank aus seinem Leben erzählt. Dazu kommt noch die Kindergeburtstags-Musikuntermalung – sorry, aber das ist Schrott. Ansonsten beherrschen das Album die Kritik an der ultra-christlich-konservativen Kreationisten-Bewegung und jede Menge Alkohol. Das zieht sich vom Titel der Scheibe ("Coaster" bedeutet Bierdeckel) über das Artwork bis hin zu den Texten. Den Overkill an "Anspielungen" auf die Volksdroge Nummer 1 liefern NOFX letztendlich wohl in der jazzig-angehauchten Nummer "I Am an Alcoholic" ab. Zwar machen der weibliche Backgroundgesang, der eingängige Refrain und die Trompete das Lied sicherlich zu einem musikalischen Highlight der Platte – pädagogisch wertvoll ist es aber sicherlich nicht.
Sowohl in textlicher als auch musikalischer Hinsicht sticht "Eddie, Bruce and Paul" wohl noch am ehesten unter den zwölf Songs hervor. Die Band versucht sich nämlich an einer äußerst abgefahrenen und punkigen "Schwulen-Hymne" auf Iron Maiden, die zum Ende hin in Metal-Sirenengesang und zweistimmigen Maiden-Gitarrensoli sowie der Zeile "Number of the Beast is in bed with Rob and Judas Priest" endet. Genial! Überhaupt finden sich auf Coaster überdurchschnittlich viele Gitarren-Soli. Ob Fat Mike auf seine alten Tage doch noch die Liebe zum Metal entdeckt hat? Wir werden’s wohl erst beim nächsten Album der Kalifornier erfahren.
Fazit: Auch wenn "Coaster" das schwächste NOFX-Album der letzten zehn Jahre sein mag, fällt es nicht schwer, es trotzdem zu mögen. Zu eingängig sind die Songs, zu gut die Musiker und auch auf der aktuellen Scheibe gibt es wieder keinerlei Zugeständnisse an Erwartungshaltungen oder den Musikmarkt. Hinzu kommt, dass sich wohl die meisten Kollegen in der Kreativ-Wüste Punkrock ein Scheibchen von den vier Herren abschneiden könnten. Fat Mike (Bass, Gesang), El Hefe (Gitarre) Eric Melvin (Gitarre) und Erik Sandin (Schlagzeug) machen einfach ihr Ding wie eh und je - und dafür muss man diese alten Säcke des Punkrock einfach gerne haben. Und wem das Album nicht gefällt, kann es ja immer noch gemäß dem Titel als Bierdeckel verwenden.
7 von 10 Punkten
von Stefan Taferner
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