Auschwitz-Eklat

Wiener Schüler vom Unterricht ausgeschlossen

Österreich
20.05.2009 09:57
Lehrer, Schüler und Eltern haben am Dienstagabend den Ausschluss eines Schülers vom Wiener Gymnasium Albertgasse beschlossen. Der Bursche soll sich während einer Besichtigung der Gedenkstätte von Auschwitz ungebührlich verhalten haben. Fünf weitere Schüler erhielten eine Rüge, dürfen aber weiterhin am Unterricht teilnehmen. Gegen drei Lehrer, die an der Klassenfahrt teilgenommen haben, werden keinerlei dienstrechtliche Sanktionen verhängt. Sie müssen jedoch mit einer "Belehrung" durch den Landesschulinspektor rechnen.

Der betroffene Schüler sei auch handgreiflich gegenüber einem Kollegen geworden, begründete Stadtschulrats-Präsidentin Susanne Brandsteidl die Maßnahmen. Bei den ausgesprochenen "Rügen" handle es sich um eine "Strafe mit zweiter Chance", erklärte Brandsteidl-Sprecher Matias Meißner. Diese ziehen abgesehen von einem Vermerk vorerst keine Konsequenzen nach sich - was sich aber im Falle erneuter Vorkommnisse in einem ähnlichen Kontext ändern kann.

Lehrer in einem Vier-Augen-Gespräch "zur Brust nehmen"
Was das Lehrpersonal betrifft, wird es zu keinen dienstrechtlichen Sanktionen kommen, da laut Stadtschulrat Versäumnisse bei der Wahrnehmung der Aufsichtspflicht nicht nachgewiesen werden konnten. "Sehr wohl aber wird es zu einer Belehrung der Lehrer kommen, da wir zur Ansicht gekommen sind, dass die Reise nicht optimal vorbereitet wurde", so Brandsteidl. Hier werde sich der Landesschulinspektor die betroffenen Lehrer in einem Vier-Augen-Gespräch "zur Brust nehmen", präzisierte Meissner. Dies werde auch im Personalakt vermerkt.

Berichte des Veranstalters, des Vereins Morah, wonach Aussagen wie "Die Juden gehören einfach vergast" gefallen seien, konnten laut Präsidentin nicht verifiziert werden. Problematische Aussagen wie "Auf ins KZ" oder "Was ist der Grund, warum Juden über 3.000 Jahre verfolgt wurden?" seien jedoch festgehalten worden. Für die Erstellung des Prüfberichts wurden alle 44 teilnehmenden Schüler sowie die drei Lehrer befragt.

Intensive Auseinandersetzung mit Holocaust geplant
Brandsteidl betonte, dass es am Gymnasium Albertgasse im Zusammenhang mit Antisemitismus bisher noch keinerlei Schwierigkeiten gegeben habe. Dennoch sei mit der Schule vereinbart worden, sich "in allernächster Zeit sehr intensiv zeitgeschichtlich und gesellschaftspolitisch mit dem Holocaust" auseinanderzusetzen. Auch wolle man in Kooperation mit der Schulpsychologin Möglichkeiten für Schüler aufzeigen, "gegen antisemitische, rassistische und menschenverachtende Aussagen vorzugehen", hieß es.

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