Wegen 30 Euro

14 Jahre Haft für Mord an Pensionistin

Steiermark
19.05.2009 16:59
Zu 14 Jahren Haft wegen schweren Raubes und Mordes ist am Dienstag ein Brasilianer im Grazer Straflandesgericht verurteilt worden. Dem 18-Jährigen wurde vorgeworfen, im Juli 2007 einer Pensionistin (kleines Bild) in der Weststeiermark 30 Euro geraubt und die Frau anschließend erschlagen zu haben. Die grausame Bluttat wurde erst nach eineinhalb Jahren aufgeklärt, der Angeklagte war teilweise geständig. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Brasilianer wuchs in den Favelas von Rio de Janeiro (Brasilien) auf, bevor er vor einigen Jahren in die Weststeiermark zog. Als er im Juli 2007 - damals knapp 17-jährig - kein Geld hatte, beschloss er, einen Überfall zu begehen. Er sah die betagte Weststeirerin, die er für "80 bis 85 Jahre" hielt, und wollte ihr auf einem Weg am Waldrand ihre Handtasche enteißen. "Nein, nein, ich muss noch einkaufen", soll das Opfer gerufen und sich dabei gewehrt haben. Daraufhin schlug der Bursche der Frau mit der Faust ins Gesicht, bis sie schließlich am Boden lag.

Für 30 Euro Beute
Er nahm die Tasche mit der Beute von ganzen 30 Euro, kehrte aber noch einmal um, weil ihm einfiel, dass sie ihn wegen seiner dunklen Hautfarbe sofort wiedererkennen würde. Also zog er die Frau in den Wald und schlug ihr mit einem dicken Ast mehrmals auf den Kopf. "Ich glaube, dass sie schnell gestorben ist und dass er das auch noch bemerkt hat", meinte Staatsanwalt Johannes Winklhofer. Denn der Angeklagte deckte den Körper zur Gänze mit Laub und Zweigen zu und ging weg. Erst einige Tage später wurde die Leiche entdeckt, die Aufklärung des Falls dauerte eineinhalb Jahre. Erst als der Bursche mit Freundinnen über den Mord sprach, wurde er nochmals von der Polizei einvernommen und war schließlich geständig.

"Dummheit und Geldgier"
"Er ist kein kalter, berechnender Mörder", meinte der Verteidiger. "Dummheit und Geldgier" hätten den Brasilianer zur Tat getrieben, er habe aber nie gedacht, dass sein Opfer sterben könne. "Haben Sie kein Mitleid gehabt mit der alten Frau?", fragte eine der Geschworenen. "Mit mir hatte auch nie jemand Mitleid. Ich habe hier aber gelernt, Mitleid zu haben, aber damals habe ich an so etwas nicht gedacht", spielte der Beschuldigte auf seine Kindheit in den Slums der Großstadt an.

Der 18-Jährige blieb aber dabei, er habe die Frau nicht töten wollen, sondern nur gehofft, dass sie durch Schläge auf den Hinterkopf ihr Gedächtnis verliert. "Am Hinterkopf waren aber gar keine Schläge, nur im Gesicht und im Brustbereich", widerlegte der Gerichtsmediziner diese Ausführungen.

Angeklagter hoch intelligent
Der psychologische Sachverständige Roland Bugram bescheinigte dem Angeklagten "hohe Intelligenz und hohe soziale Kompetenz". Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass der Beschuldigte in den Favelas von Rio de Janeiro "mit Sicherheit sehr früh mit schwierigen Lebensbedingungen konfrontiert" worden war. Insgesamt hat der 18-jährige Brasilianer laut Psychologe "keine gestörte oder abnorme Persönlichkeit".

Zukunftsprognose für den 18-Jährigen zweigeteilt
Die Zukunftsprognose für den jungen Angeklagten sah Bugram zweigeteilt. Einerseits sei der Bursche gut in ein familiäres Umfeld eingebunden. "Er ist höflich, sportlich und fast überangepasst", so der Gutachter. Andererseits spiele aber die Kindheit in dem Armenviertel nahe der Copacabana, wo es eine extrem hohe Kriminalitätsrate gibt, auch eine große Rolle. "Das Leben dort wurde ausschließlich von Drogenbossen bestimmt, Schusswechsel gab es täglich", führte der Sachverständige aus.

Die Geschworenen befanden den 18-Jährigen einstimmig für schuldig des schweren Raubes und des Mordes. Der Angeklagte erbat sich Bedenkzeit, das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

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