'Entspannender Ort'

US-iranische Journalistin nach Freilassung in Wien

Wien
15.05.2009 14:13
Der österreichische Botschafter im Iran, Michael Postl, hat offenbar eine führende Rolle bei der Freilassung der US-iranischen Journalistin Roxana Saberi gespielt. Die 32-Jährige traf am Freitagmorgen in Wien ein, nachdem sie kurz zuvor das streng muslimische Land verlassen durfte. Durch seine Erfahrungen im Menschenrechtsbereich, seine guten Kontakte im Iran und die persönlicher Bekanntschaft mit der Familie Saberi sei es Postl gelungen, die Freilassung "aktiv zu bewirken", hieß es am Freitag aus dem Außenministerium.

Nach Angaben von Außenministeriums-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal sei über eine Weiterreise Saberis in die USA noch nicht gesprochen worden. Über ihren genauen Aufenthaltsort gab Launsky-Tieffenthal keine Auskunft. Sie sei "bei Freunden" und mit ihrer Familie zusammen. Ihre Mutter und ihr Vater Reza Saberi (im Bild links) sowie einige Bekannte sind demnach mit ihr von Teheran nach Wien gereist.

Nach Landung bei Botschafter Postl bedankt
Saberi hatte sich nach ihrer Ankunft explizit bei Postl bedankt. Diese Tatsache sowie die Auswahl Wiens als Aufenthaltsort reflektiere laut dem Außenamts-Sprecher den Einsatz Postls. Österreich verfüge aufgrund der regelmäßigen Kontakte über ein "weites Kontaktnetzwerk" im Iran, was zur Erreichung der Freilassung "entscheidend beigetragen" habe. Außenminister Michael Spindelegger sei über die Ankunft Saberis in Wien im Voraus informiert gewesen und freue sich über ihre Freilassung.

Wie es aus informierten Kreisen hieß, soll die Journalistin nach ihrer Ankunft zuerst mit einem Taxi in die US-Botschaft gefahren sein und sich dann in ein Wiener Hotel begeben haben. Die US-Botschaft in Wien bestätigte lediglich, dass Saberi in Wien angekommen ist.

Um kurz nach 6 Uhr mit AUA-Maschine eingetroffen
Saberi war gegen 6 Uhr mit einer AUA-Maschine aus Teheran eingetroffen. Kurz vor dem Abflug aus der iranischen Hauptstadt hatte ein Freund der Familie Saberi erklärt, es gehe der Frau "sehr gut" und sie sei "sehr glücklich". Im Moment könne sie noch nicht sagen, ob sie später in den Iran zurückkehren werde. "Ich werde einige Tage in Wien verbringen, weil es ein ruhiger und entspannender Ort ist", sagte die Journalistin, die von ihren Eltern und ihrem Bruder begleitet wurde, nach ihrer Landung. Sie brauche "etwas Zeit, um über das nachzudenken, was mir passiert ist". Ihr Vater hatte zuvor angekündigt, seine Tochter werde so bald wie möglich in die USA zurückkehren.

Eintägiger Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Saberi war seit sechs Jahren als freie Journalistin im Iran tätig. Im Jänner wurde sie verhaftet und danach in einem eintägigen Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt. Am Montag wurde sie aus dem Evin-Gefängnis in Teheran entlassen, nachdem ein Berufungsgericht das Urteil in eine zweijährige Bewährungsstrafe umgewandelt hatte. Saberi besitzt die amerikanische sowie die iranische Staatsbürgerschaft.

Nach Hungerstreik abgemagert und müde
Das Verfahren gegen die Reporterin an dem Berufungsgericht hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Sonntag begonnen. Lediglich die Vertreter von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie Geheimdienstmitarbeiter durften der Verhandlung beiwohnen. Bei der Verhandlung soll Saberi abgemagert und müde gewirkt haben. In der vergangenen Woche hatte ihr Vater gesagt, sie habe einen zweiwöchigen Hungerstreik beendet und sei sehr geschwächt. Laut ihrem Anwalt hat die Journalistin im Iran fünf Jahre Arbeitsverbot.

Die als Tochter eines iranischen Vaters und einer japanischen Mutter in den USA geborene und dort aufgewachsene Journalistin hat die doppelte Staatsbürgerschaft und arbeitete u. a. für die britische BBC und den öffentlichen US-Rundfunkverbund NPR. Sie lebt seit 2003 im Iran und soll zuletzt an einem Buch über das Land gearbeitet haben.

Der Spionage für schuldig befunden
Zunächst war ihr lediglich vorgeworfen worden, sie habe versucht, eine Flasche Wein zu kaufen. Das ist in dem streng islamischen Land verboten. Im Jänner hieß es dann, sie habe im Iran ohne gültige Akkreditierung gearbeitet. Am 18. April schließlich wurde sie in einem Schnellverfahren ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Spionage für schuldig befunden und zu acht Jahren Haft verurteilt (siehe Story in der Infobox). Saberis Anwalt hatte daraufhin Berufung eingelegt. Die USA bezeichneten die Vorwürfe gegen die Journalistin wiederholt als haltlos, für ihre Freilassung hatte sich unter anderem auch US-Präsident Barack Obama eingesetzt.

Im iranischen Recht wird eine doppelte Staatsbürgerschaft zwar toleriert, aber nicht offiziell anerkannt. Entscheidend ist letztendlich die Nationalität des Vaters, der in Saberis Fall Iraner ist. Teheran hat sich daher US-amerikanische Kritik an dem Verfahren verbeten und betont, die Journalistin sei Iranerin und werde entsprechend behandelt.

Hillary Clinton begrüßte Freilassung Saberis
US-Außenministerin Hillary Clinton hat die Freilassung der US-Journalistin Roxana Saberi aus dem Gefängnis in Teheran begrüßt. "Wir sind sehr ermutigt, dass sie freigelassen wurde", sagte Clinton am Montag in Washington. Clinton betonte, dass die US-Regierung den Fall allerdings wegen der aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Anschuldigungen und der grundlosen Verurteilung weiter verfolgen werde.

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