"Es ist nicht rosig"

Klagenfurts Finanzchef dreht jeden Cent 3-mal um

Kärnten
14.05.2009 19:02
Als Müll-Stadtrat ist Albert Gunzer (49) kaum aufgefallen. Jetzt, wo er ein 300-Millionen-Budget verwaltet und Klagenfurt vor der Pleite retten soll, scheint der Unternehmer über sich hinauszuwachsen. Der Finanz-Stadtrat im "Krone"-Interview.

Wie schlimm ist die Finanzlage der Stadt wirklich?
Albert Gunzer: Rosig ist es nicht, aber ich bin überzeugt, wir bringen das bald auf Vordermann.

...das bedeutet?
Gunzer: Dass alle Reserven aufgebraucht worden sind. 55 Millionen sind weg. Draufgegangen für Prestigeprojekte wie Neuer Platz oder Loretto. Und das Stadion, das unter einem Finanzreferenten Gunzer sicher anders ausschauen und woanders stehen würde. Da muss jetzt überall untersucht werden, wo das ganze Geld hingeflossen ist.

Sie waren auch in der Regierung - sollten Sie das nicht sowieso wissen?
Gunzer: Hören Sie, wenn Sie von einem Finanzreferenten Walter Zwick immer nur hören, passt eh, eh alles in Ordnung, dann glauben Sie das.

Gestimmt hat es offenbar nicht. Gibt es in solchen Fällen denn keine Haftung?
Gunzer: Leider nein. Aber das wäre überlegenswert. Auch Politiker sollten gerade stehen müssen für das, was sie anrichten. Doch ich möchte niemandem Steine nachwerfen. Mein Job ist es, die Klagenfurter Finanzen rasch wieder zu sanieren.

Schon Ideen, wie es geht?
Gunzer: Viele! Sparen natürlich. Kein Personal nachbesetzen, Ressourcen besser nutzen. Ich hab es als Müllreferent auch geschafft, drei Millionen Euro in meinem Ressort einzusparen - man muss nur schauen, was in so einem großen Haus mit 1.840 Mitarbeitern machbar ist. Und bei den Mitarbeitern, da spüre ich die Aufbruchsstimmung, die Bereitschaft, Reformen mitzutragen. Da kommen sogar Ideen, was man tun könnte.

In Zahlen ausgedrückt?
Gunzer: Wir müssen pro Jahr 20 Millionen Euro einsparen, so dass wir den laufenden Haushalt bestreiten können, ohne unsere letzten 40 Millionen Reserven anzugreifen. Es bekommt also kein Kollege mehr Geld für etwas, wenn ich nicht weiß, wo ich es hernehmen soll.

Wer ist das erste Opfer?
Gunzer: Verkehrsreferent Steinkellner. Er wollte eine Million, um Straßen zu sanieren. Ja, wäre wichtig - aber ich hab es halt nicht!

Es gibt auch nichts mehr für ein neues Hallenbad. ´
Gunzer: Ein Privater kann auch nicht jedes Jahr ein neues Haus bauen.

Das sagen Sie den Müttern, die ab 2012 kein Bad für ihre Kinder haben?
Gunzer: Nein, denen sag ich, dass ich private Investoren suche. Dafür ist noch Zeit.

Wie viel Geld hat denn der Finanzreferent bei sich?
Gunzer: 200, 300 Euro. Man muss ja dauernd einladen. Aber glauben Sie mir, ich drehe jeden Cent dreimal um. Ich komme aus einer ärmlichen Großfamilie und weiß, dass Sparen keine Schande ist.

Interview: Kerstin Wassermann, "Kärntner Krone"

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