Flick-Leichnam

Halbes Jahr nach Raub noch immer keine Spur

Österreich
14.05.2009 15:25
Ein halbes Jahr nach dem Diebstahl des Sargs samt Leichnam des Milliardärs Friedrich-Karl Flick sind die Ermittler bei der Lösung des Falls keinen Schritt weiter. Sämtliche Spuren sind bisher im Sand verlaufen. Auch die von der Familie ausgesetzte Belohnung von 100.000 Euro nützte nichts.

Am 19. November vergangenen Jahres gab die Polizei bekannt, dass wenige Tage zuvor das Grab des 2006 im 79. Lebensjahr verstorbenen Wahl-Österreichers aus dem Mausoleum am Friedhof in Velden am Wörthersee geschändet und der Sarg entwendet worden war. Unbekannte hatten die Hunderte Kilo schweren Granitplatten zur Seite gerückt und den Sarg abtransportiert.

Viele Hinweise, kein Erfolg
Eine Woche nach dem Diebstahl meldete sich eine Pensionistin bei der Polizei, sie habe die Täter gesehen, die mit einem weißen Kastenwagen unterwegs gewesen seien. Die Ermittler arbeiteten auf Hochtouren, das Ergebnis war gleich Null. Ein Schlag ins Wasser war auch eine große Suchaktion im Burgenland, wo der Sarg angeblich auf einem Bauernhof versteckt gewesen sein sollte. Am 5. Dezember setzte die Witwe, Ingrid Flick, 100.000 Euro Belohnung aus. Das führte zu einer Fülle von Hinweisen, die aber ebenfalls keinen Erfolg brachten.

So forderte ein Nürnberger Anwalt im Namen eines anonymen Mandanten ein Lösegeld, was die Familie ablehnte. In der Folge wurde in Deutschland gegen den Anwalt ermittelt, und zwar wegen versuchter Erpressung. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Keine Erpressung geplant?
In den vergangenen Monaten wurde es still um die Causa. Die Polizei hat keine neuen Hinweise, es wird aber weiter ermittelt. Strafrechtlich handelt es sich um Störung der Totenruhe und schwere Sachbeschädigung. Eine Erpressung war offensichtlich nicht geplant.

Vor Entführungen hatte sich der einst reichste Mann Deutschlands stets gefürchtet. Flick hatte im Jänner 1991 die aus dem Lavanttal stammende Ingrid Ragger geheiratet. Im Dezember 1991 wurde der Bruder seiner Frau entführt, mehr als fünf Millionen Euro Lösegeld wurden gefordert. Die Entführung endete unblutig, die Täter wurden verhaftet und verurteilt.

Stets in Angst vor Entführungen
Der Milliardär kaufte sich am Südufer des Wörthersees eine Villa, die er zu einer veritablen Festung ausbauen ließ. Er war auch stets in Angst vor weiteren Entführungen, seine Kinder wurden von Leibwächtern zur Schule begleitet. Am 5. Oktober 2006 starb er nach schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr in seinem Haus. Seine vier Kinder erbten das auf fünf bis sechs Milliarden Euro geschätzte Vermögen zu gleichen Teilen.

Das Vermögen der Familie trug Vater Friedrich Flick (1883-1972) zusammen. Die Erfolgsgeschichte der Familie begann in der Weimarer Zeit und endete zunächst vor dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal, das ihn wegen seiner NS-Verstrickung zu sieben Jahren Gefängnis verurteilte. Nach drei Jahren wurde er begnadigt und ordnete sein Imperium neu. Friedrich Karl trat 1957 in das Unternehmen ein.

Nach dem Tod des Vaters erbte er 1972 das Industrie-Imperium. 1985 verkaufte er die Firmengruppe um damals rund 5,4 Milliarden Mark (knapp 2,8 Milliarden Euro) und zog sich nach Österreich zurück. Seine Vermögensverwaltung verlegte er in den 1990er Jahren von Düsseldorf nach Wien, und zwar aus steuerlichen Gründen. In der Öffentlichkeit zeigte er sich nur selten, seine Witwe hingegen war in den vergangenen Jahren des öfteren bei Charity-Veranstaltungen anzutreffen.

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