Mehrere Kriminalbeamte observierten am 8. September 2008 im Bereich der U-Bahnstation Jägerstraße eine Frau, die einem Drogendealer offensichtlich etwas abkaufte. Die Süchtige wurde beschattet, als sie mit der U-Bahn nach Floridsdorf fuhr, und dort schließlich angehalten. Da männliche Beamte keine Frau durchsuchen dürfen, wurde die mutmaßliche Drogen-Käuferin zwecks eingehender Untersuchung auf ein nahe gelegenes Wachzimmer gebracht.
"Warum soll ich meine Arbeit riskieren?"
"Ich hab' alles dreimal umgedreht. Ich hab' sogar die Spiegel vom Schminkzeug umgedreht. Ich hab' nix gefunden", versicherte nun die Polizistin, die laut Anklage zwei Heroin-Briefchen gefunden und sich eines behalten haben soll. "Warum soll ich meine Arbeit riskieren?", fragte sie sich. Außerdem interessiere sie Heroin gar nicht. Sie habe lediglich ab und an Kokain konsumiert.
Darin sieht ihr Verteidiger ein mögliches Motiv für eine "Verschwörung" gegen die 34-Jährige. Polizeiintern könnte ihr Suchtproblem bekanntgeworden sein, man habe sie daher loswerden wollen.
Drogenkonsum der Beamtin niemandem bekannt
Sämtliche in die Amtshandlung verwickelten Kriminalisten betonten jedoch vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Wolfgang Fahrner), ihre Kollegin überhaupt nicht gekannt und auch nie von ihrem Drogenkonsum gehört zu haben.
Der angebliche Amtsmissbrauch war erst sechs Wochen nach der Perlustrierung aufgeflogen, als die von der Angeklagten durchsuchte Frau von der Polizei zu einer schriftlichen Einvernahme gebeten wurde. Am Rande erzählte die Frau dabei einem Kriminalisten, sie habe damals sehr wohl Suchtgift in der Handtasche gehabt, das die Polizistin auch entdeckt habe. Das größere Briefchen habe sich die Beamtin behalten, das kleinere in die Handtasche zurückgegeben.
Da diese wohl entscheidende Zeugin der Verhandlung unentschuldigt fernblieb, wurde zu ihrer neuerlichen Ladung vertagt.
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