"Töten Zivilisten"

Karzai fordert Ende der US-Luftangriffe

Ausland
09.05.2009 09:53
Nach den jüngsten Vorfällen mit Dutzenden toten Zivilisten in Afghanistan hat der afghanische Präsident Hamid Karzai (links im Bild) ein Ende der US-Luftangriffe gefordert. Dem Fernsehsender CNN sagte Karzai am Freitag (Ortszeit) in Washington, die Luftangriffe seien "nicht akzeptabel". "Wir glauben sehr, dass Luftangriffe im Kampf gegen den Terrorismus nicht wirksam sind, dass es durch Luftangriffe eher zivile Opfer gibt." Nach Karzais Angaben kamen bei den Angriffen am vergangenen Dienstag etwa 130 Zivilisten ums Leben. Unterdessen hat der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari (rechts) den Taliban offen mit Krieg gedroht. Aus der EU hagelte es Kritik an Afghanistan.

US-Kampfflugzeuge hatten im Bezirk Bala Buluk in der Westprovinz Farah mutmaßliche Taliban-Stellungen angegriffen, nachdem sich die Taliban dort am Montag Kämpfe mit afghanischen und internationalen Einheiten geliefert hatten. Der Vorfall wird von afghanischen und US-Ermittlern untersucht. Karzai war zu einem Dreiergipfel mit US-Präsident Barack Obama und dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari am Mittwoch nach Washington gereist.

Pakistan spricht von Krieg
Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari hat den Taliban im eigenen Land einen unerbittlichen Kampf angekündigt. "Das ist eine Offensive, das ist Krieg", sagte Zardari am Freitag in einem Interview mit dem Fernsehsender PBS. Mit Blick auf die Ziele der Offensive seiner Truppen im Nordwesten des Landes sagte Zardari, "eliminieren" der Extremisten bedeute sie zu töten. "Eliminieren heißt genau das, was es bedeutet", sagte der Präsident.

Rund 15.000 Soldaten und Sicherheitskräfte rücken in der Nordwestprovinz des Landes gegen die Aufständischen vor. Kampfjets bombardierten am Freitag wieder Stellungen der Rebellen im Swat-Tal. Nach Militärangaben wurden binnen 24 Stunden mehr als 140 Aufständische getötet. Bisher flohen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als 150.000 Menschen aus der Region.

Ferrero-Waldner erhöht Druck auf Afghanistan
Unmittelbar vor dem Besuch des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai in Berlin hat die EU-Kommissarin für Außenbeziehungen, Benita Ferrero-Waldner, den Druck auf die Regierung in Kabul erhöht. Karzais Regierung müsse stärker als bisher zeigen, "dass sie sich einsetzt, um das Land voranzubringen, einen Verwaltungsapparat aufzubauen und gegen die Korruption vorzugehen", sagte Ferrero-Waldner der "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe): "Da sind in der Vergangenheit Fehler gemacht worden."

Allerdings müsse auch das Ausland seine zivile und militärische Hilfe besser koordinieren, sagte die Kommissarin. Der CDU-Außenpolitiker Eckart von Klaeden sagte dem Blatt, Karzai müsse "viel entschlossener gegen Korruption und den Anbau von Drogen vorgehen". In letzter Zeit habe es leider Anzeichen dafür gegeben, "dass es an dieser Entschlossenheit mangelt".

Der Grünen-Verteidigungspolitiker Winfried Nachtwei warnte dagegen die Bundesregierung vor Selbstzufriedenheit. Sie müsse vielmehr sagen, "was Deutschland gegen die Abwärtsspirale tun wird, die wir in Afghanistan bei der Sicherheit und bei der politischen Legitimation sehen".

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