Zurück zur Polizei?

Polizeichef sieht “geeignete Aufgaben” für Geiger

Wien
08.05.2009 12:53
Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl will Ernst Geiger (Bild) wieder in den Polizeidienst einbinden. Der Oberste Gerichtshof hatte zuvor am Donnerstag den Freispruch für den ehemaligen Kripo-Chef in der "Sauna-Affäre" bestätigt. "Ich bin noch immer Polizist und habe nie aufgehört, Polizist zu sein. Ich war immer mit Leib und Seele Kriminalist", stellte Geiger am Freitag fest. Ob er zurück zur Polizei geht, ließ er noch offen.

"Wenn er wieder bei der Polizei arbeiten will, hat er einen Rechtsanspruch darauf", sagte Pürstl am Freitag, der davon ausgeht, dass die Disziplinarkommission Geigers Suspendierung in Kürze aufheben wird. Planstellen, für die der ehemalige Leiter der Kriminalpolizeilichen Abteilung infrage käme, wären derzeit zwar keine vakant, "aber es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass es bei der Wiener Polizei geeignete Aufgaben für einen Kriminalisten vom Kaliber Geigers gibt".

"Das ist man ihm schuldig"
Pürstl will sich daher möglichst rasch mit Geiger über dessen Zukunftsvorstellungen und eine mögliche Rückkehr in den aktiven Dienst unterhalten: "Das ist man ihm schuldig. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich seine Fähigkeiten, seinen Intellekt und seinen Fleiß immer geschätzt habe." Speziell in der Kriminalitätsbekämpfung wäre Geigers Wissen und Können gefragt.

Für Geiger sei es sicher "beinhart" gewesen, dass es drei Jahre dauerte, ehe sich die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen als haltlos herausstellten, sagte Pürstl. "Ich habe auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass der dringende Verdacht besteht, dass man ihm eine üble Falle gestellt hat", kommentierte der Polizeipräsident das gegen Geiger geführte Strafverfahren.

Geiger: "Froh, dass es endlich aus ist"
"Ich bin froh, dass es endlich aus ist", sagte Geiger am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz in der Kanzlei seines Anwalts Manfred Ainedter. Geiger war vorgeworfen worden, einem befreundeten Sauna-Betreiber im Voraus einen Razzia-Termin verraten zu haben. Ende März 2006 war Geiger vom Dienst suspendiert worden, wenig später erhob die Staatsanwaltschaft Anklage.

Über drei Jahre dauerte das Strafverfahren, als dessen Antriebsmotor immer wieder Geigers langjähriger Rivale, der inzwischen rechtskräftig wegen Amtsmissbrauchs abgeurteilte frühere Landespolizeikommandant Roland Horngacher, vermutet wurde.

"Das Verfahren hat meine Karriere zerstört"
Die nunmehrige volle Rehabilitation kommt allerdings einem Pyrrhussieg gleich. "Das Verfahren hat meine Karriere zerstört", meinte Geiger. An sich stünde dem Hofrat mit dem rechtskräftigen Freispruch die Rückkehr in den aktiven Polizeidienst offen, "aber meine Berufsposition ist weg. Ich würde das gern machen, aber mein Posten ist besetzt. Die interessanten Aufgaben sind weg." Außerdem habe sich die Polizeiarbeit verändert. Es gebe neue Strukturen, ein neues EDV-System, eine neue Strafprozessordnung.

Geiger räumte ein, vor allem die Anfangsphase des Verfahrens als "existenzbedrohend" erlebt zu haben. Hätte er nicht rasch eine berufliche Herausforderung bei Magna gefunden - Geiger ist im Konzern des Austrokanadiers Frank Stronach als Global Security Manager tätig -, "wäre ich verbittert, vielleicht ein Psychopath oder ein Querulant geworden".

Die Erfahrung des überstandenen Strafverfahrens hat bei Geiger auch zu einem Umdenkprozess geführt: "Ich bin in Bezug auf Polizei und Justiz sicher viel sensibler geworden, was die Menschenrechte betrifft. Ich habe das früher teilweise zu einseitig, zu schwarz-weiß gesehen und sehe das heute viel differenzierter. Wenn der Polizeiapparat in falsche Hände kommt, kann man sehr viel anrichten. Die Justiz kann man instrumentalisieren."

Mitleid mit Horngacher
Auf seinen "Intimfeind" Horngacher angesprochen, bemerkte Geiger abschließend: "Er tut mir persönlich leid. Dass er so tief gefallen ist, hätte ich ihm auch nicht gewünscht." Der vormals hoch geachtete Polizeigeneral soll inzwischen als Rechtsberater für ein Casino arbeiten.

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