Art Brut vs Satan

Eddi Argos und Co gegen den Beelzebub

Musik
08.05.2009 13:30
Nicht die ganz großen Gefühle, der Klimawandel oder gar der Weltfrieden, sondern Comics, Schoko-Milchshakes, der öffentliche Nahverkehr, das Stöbern in Plattenläden vor Partys und die vom Alkohol getrübten Erinnerungen danach sind die Themen, die Eddi Argos und seine britisch-deutsche Kombo Art Brut auf ihrem dritten Album "Art Brut vs Satan" zum Besten geben – und das auf äußerst unterhaltsame Art und Weise.
(Bild: kmm)

Dabei geht es Argos in seinen von allem und nichts handelnden Texten nicht um Witz oder Ironie, sondern vielmehr um "sich selbst bewusste Ernsthaftigkeit", wie der 29-Jährige im AP-Interview verrät. Man könne schließlich auch lustig sein, ohne Witze zu machen. War das Debüt "Bang Bang Rock'n'Roll" von 2005 nach Argos' Selbsteinschätzung noch das Werk von 17-Jährigen und das zweite, "It's A Bit Complicated" von 2007, das von 21-Jährigen, singt er jetzt in "DC Comics And Chocolate Milkshake" von seinem wirklichen Alter - zur Aufnahmezeit 28 - und der damit verbundenen Sorge, ob der Vorliebe für ein kakaohaltiges Getränk möglicherweise ein Spätentwickler zu sein.

Das Album eröffnet allerdings ein heftiger Kater eines Mitglieds der "Alcoholics Unanimous", was im Englischen ein sinnverkehrendes Wortspiel mit den Anonymen Alkoholikern ist. Und es endet auch mit dem Alkohol geschuldeten Erinnerungslücken und deshalb rätselhaften blauen Flecken ("Mysterious Bruises"). Dazwischen geht es um das Zerschellen einer Beziehung an der Feststellung "You like the Beatles, I like the Stones" ("What a rush"), die Probleme eines Heranwachsenden ("Am I normal?") oder die Vorzüge des Fahrens mit Bus und Bahn – schließlich ist Argos führerscheinlos und somit auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

Hörproben und Videos auf der Website (siehe Infobox)!

Mit den Songs "Demons Out!", "Slap Dash for no Cash" (Zitat: "Why is everyone trying to sound like U2?") und "The Replacements" steuert das insgesamt elf Songs umfassende Werk schließlich auf seinen dramaturgischen Höhepunkt zu – inklusive Publikumsbeschimpfung. Denn, so Argos auf "Demons Out!": "Die Platten kaufende Öffentlichkeit sollte nicht wählen dürfen, wenn die Replacements nicht die größte Band der Welt sind."

Was er damit meint, erklärt Argos im Interview: "All die Leute, die Kooks-Platten kaufen, sind dieselben, die für (den konservativen Londoner Bürgermeister) Boris Johnson stimmten. Ich hasse sie!" Er sei enttäuscht, wenn es Bands, die er möge, nicht gutgeht. "Die Leute denken, 'Demons Out!' handele von Popmusik. Es handelt nicht von Popmusik. Ich verstehe Popmusik als mein Leben. Es geht um schlechte Musik." Und so findet sich in "Demons Out!" die Zeile, die dem Album den Namen gab: "It's Art Brut versus Satan!"

Wie sich das "Neue Englische Welle"-Quintett mit Eddis unverkennbarem Sprechgesang im musikalischen Duell mit dem Beelzebub schlägt, wird der 19. Mai zeigen. Dann spielen Art Brut im Wiener Flex auf – Tickets kannst du über die Infobox bestellen.

Fazit: 8 von 10 teuflisch guten Punkten

von Sebastian Räuchle/APA

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