"Stress-Test" zeigt

US-Banken brauchen 74,6 Mrd. $ Zusatzkapital

Ausland
08.05.2009 11:48
Die größten US-Banken brauchen dem staatlichen Branchen-Belastungstest zufolge deutlich geringere Finanzspritzen als zunächst befürchtet. Zehn von 19 untersuchten Instituten benötigen demnach rund 74,6 Milliarden Dollar (rund 56 Milliarden Euro) zusätzlich, um ihr Risikopolster zu erhöhen. Die anderen müssen hingegen ihre Kapitaldecke nicht stärken, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Ergebnissen des "Stress-Tests" von US-Finanzministerium und Notenbank hervorgeht.

Die umfangreichste Finanzspritze benötigt der Untersuchung zufolge der Branchenriese Bank of America mit rund 33,9 Milliarden Dollar, gefolgt von der Großbank Wells Fargo mit 13,7 Milliarden Dollar. Dahinter folgen der frühere Finanzierungsarm des US-Autobauers General Motors, GMAC, mit 11,5 Milliarden Dollar und Citigroup mit 5,5 Milliarden Dollar. Wells Fargo kündigte derweil eine Kapitalerhöhung um sechs Milliarden Dollar durch die Ausgabe neuer Aktien an. Morgan Stanley will sich fünf Milliarden Dollar am Markt besorgen.

Banken mit zu wenig Kapital haben nun sechs Monate Zeit, um sich am Markt oder vom Staat frisches Geld zu beschaffen. Entsprechende Pläne sollen die Finanzinstitute bereits bis zum 8. Juni vorlegen. Möglich ist aber auch der Verkauf von Unternehmensteilen oder die Stärkung der Kapitalbasis durch eine Umwandlung von Vorzugs- in Stammaktien, wie dies beispielsweise Citigroup nach Medienberichten bereits mit dem Finanzministerium vereinbart hat. Die untersuchten Banken haben alle eine Bilanzsumme von über 100 Milliarden Dollar.

US-Finanzminister ist zuversichtlich
Finanzminister Geithner zeigte sich zuversichtlich, dass die Untersuchung die Fähigkeit der Banken stärkt, den Kreditfluss zu erhöhen. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse "sollten Banken in die Lage versetzt werden, wieder ins Bankgeschäft zurückzukehren". Auch werde es einfacher für Investoren, jeweilige Risiken abzuschätzen und zwischen den Banken zu differenzieren. "Der Stress-Test wird dabei helfen, die Wolke der Unsicherheit, die über dem Bankensystem hängt, durch ein beispielloses Niveau von Transparenz und Klarheit zu ersetzen", sagte der Minister weiter.

"Die heute veröffentlichten Ergebnisse sollten Investoren und der Öffentlichkeit ein beträchtliches Maß Ermutigung geben", sagte Notenbankchef Ben Bernanke. Viele Banken hätten bereits Schritte unternommen, um ihre Kapitalpuffer zu stärken. Zugleich stehe aber auch das Finanzministerium bereit, zusätzliches Kapital zur Verfügung zu stellen, wo immer es gebraucht werde.

Geringere Finanzspritzen als zunächst befürchtet
Bei dem Stress-Test wurden die Geldinstitute in Rechenmodellen verschiedenen wirtschaftlichen Szenarien ausgesetzt, die laut Kritikern allerdings nicht harsch genug ausfielen. "Die Ergebnisse sind weniger akut als mancher erwartet hat", sagte Geithner. Grund sei zum Teil, dass die Sorgen über das Risiko einer schlimmeren Rezession geringer geworden seien, die Lage an den Märkten sich gebessert habe und die Banken, in Erwartung der Testergebnisse, in den vergangenen Monaten bereits ihr Kapital aufgestockt hätten.

Der Finanzexperte Douglas Elliott vom renommierten Brookings Institut nannte einen Kapitalbedarf unterhalb der von ihm angenommenen 100 bis 200 Milliarden Dollar "eine gute Nachricht". Man dürfe dies aber nicht überinterpretieren, da die Prüfer bei der Untersuchung "ein hohes Maß an subjektiven Bewertungen über künftige Kreditverluste und Profitabilität" hätten einfließen lassen.

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