Kampf gegen Krise
EZB senkt Leitzins auf 1,0 Prozent
Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet kündigte am Donnerstag überraschend den Ankauf von auf Euro lautenden Covered Bonds (Pfandbriefen) an. Dabei handelt es sich offenbar um eine Art Vorratsbeschluss - der EZB-Rat habe "im Prinzip" entschieden, sagte Trichet. Details sollen im Juni bekannt gegeben werden. Das Volumen der Käufe könne etwa 60 Milliarden Euro betragen. Außerdem verlängert die Zentralbank die Laufzeiten ihrer Refinanzierungsoperationen mit dem Geschäftsbanken auf zwölf Monate. Bislang können sie sich für maximal ein halbes Jahr Geld bei der EZB borgen.
Darüber hinaus bekommt die Europäische Investitionsbank (EIB) ab Juli Zugang zur Liquidität der Zentralbank. Diese Maßnahmen sollen zusammen dafür sorgen, dass Banken, die seit Monaten unter der Finanzkrise ächzen, auch weiterhin Kredite für Firmen und Haushalte zur Verfügung stellen. Außerdem erhalten über den Ankauf von covered bonds auch viele Firmen direkt Unterstützung. Jüngste Daten zur Kreditvergabe in Europa hatten die Währungshüter offenbar ebenso aufgeschreckt wie die Öffentlichkeit.
Weitere Zinssenkungen möglich
Ihren Leitzins senkte die EZB am Donnerstag wie erwartet um einen weiteren Viertel Prozentpunkt auf das Rekordtief von einem Prozent. Ob damit - wie von Bundesbank-Präsident Axel Weber zuletzt gefordert - ein Tiefpunkt erreicht sei, ließ Trichet offen. "Wir haben heute nicht entschieden, dass der neue Zins der niedrigste ist." Den Spitzenrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken über Nacht Geld bei der Zentralbank borgen können, senkte die Notenbank um einen halben Prozentpunkt auf 1,75 Prozent. Den Satz für die Übernachteinlage von Geld bei der EZB beließ sie erwartungsgemäß bei 0,25 Prozent. Er steht dort seit Anfang April.
Trichet äußerte sich zwar besorgt über die Kreditvergabe der Banken, gleichzeitig aber vorsichtig optimistisch zur weiteren Wirtschaftsentwicklung. Zwar sei das erste Quartal "weniger schmeichelhaft als erwartet" ausgefallen und die Konjunktur in den nächsten Monaten weiter sehr schwach bleiben. Allerdings sei im kommenden Jahr mit einer Erholung vor allem der Nachfrage zu rechnen, sagte Trichet.
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