"Ein neues Leben"

Amerikanerin erhielt Gesicht einer Toten

Wissenschaft
06.05.2009 11:46
Das Gesicht war furchterregend, die Verletzungen waren schrecklich: keine Nase, kein Gaumen, keine Möglichkeiten, normal zu essen oder zu atmen. Kinder, die die Amerikanerin Connie Culp sahen, schrien und rannten davon. Im Dezember vergangenen Jahres hat ein US-Chirurgen-Team der Schwerverletzten 80 Prozent ihres Gesichts durch das Gesicht einer wenige Stunden zuvor Verstorbenen ersetzt. Es war die erste derartige Operation in den USA und die vierte weltweit, von denen aber keine derart weit ging.

Am Dienstag stellte sich Culp (Bild), der 2004 von ihrem Mann das Gesicht weggeschossen worden war, mit ihrem neuen Gesicht in der Cleveland Clinic in Cleveland (Ohio) erstmals der Öffentlichkeit (Video der Pressekonferenz siehe oben). "Verurteilt keine Leute, die nicht genau so aussehen wie ihr", sagte die 46-Jährige vor Journalisten. "Ihr wisst nicht, was ihnen passiert ist", ergänzte die zweifache Mutter.

Frau hat 30 Operationen hinter sich
Im Dezember 2008 ersetzten elf Mediziner während einer 22-stündigen Operation 80 Prozent ihres Gesichts. Als sie sich der spektakulären Transplantation unterzog, hatte die 46-Jährige bereits 30 Operationen hinter sich, bei denen die Ärzte vergeblich versuchten, ihr Gesicht zu retten.

Als sie zwei Monate nach der Bluttat zum ersten Mal von einem Schönheitschirurgen untersucht wurde, sei sich der Arzt nicht sicher gewesen, ob er sie wieder "in Ordnung bringen" könne, erzählte Culp. "Hier bin ich, fünf Jahre später. Er hat gemacht, was er gesagt hat - ich habe meine Nase bekommen." Allerdings ist das Gesicht der 46-Jährigen noch immer aufgebläht, sie war auf der Pressekonferenz teilweise sehr schwer zu verstehen.

Bei einer Gesichtstransplantation erhält der Patient Teile des Gesichts eines toten Spenders. Der Eingriff habe Culps Leben "dramatisch" verändert, sagte die Chirurgin Maria Siemionow. Sie könne wieder normal atmen und essen. Bei der Operation habe es sich um die bisher komplexeste Rekonstruktion eines Gesichts gehandelt.

Erste Gesichtstransplantation in den USA
Das Krankenhaus in Cleveland ist das erste in den USA, das einen Teil eines Gesichtes transplantierte. Die weltweit erste teilweise Gesichtstransplantation gelang 2005 in der französischen Stadt Amiens. Die damals 38-jährige Patientin Isabelle Dinoire, deren Gesicht durch Hundebisse entstellt worden war, zog später eine positive Bilanz des Eingriffs. "Dieses Gesicht ist meins", sagte sie. 2006 wurde an einem 30-jährigen Chinesen ein Gesicht teilweise verpflanzt. Er starb zwei Jahre später, weil er offenbar auf die Medikamente zur Hemmung der körpereigenen Abwehr verzichtete. 2007 erhielt ein 29-jähriger Franzose nach der Entfernung eines Gesichtstumors eine Teil-Transplantation.

Die Eingriffe sind umstritten, weil sie vor allem einem besseren Befinden des Patienten dienen und weniger aus zwingenden medizinischen Gründen vorgenommen werden. Die Transplantation birgt zudem die Gefahr eines Verfalls der Zellen des Transplantats. Außerdem können die Medikamente, die teilweise lebenslang zur Hemmung der körpereigenen Abwehr eingenommen werden müssen, Komplikationen verursachen.

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