Die wilde Seite

Ben Harper and Relentless7

Musik
06.05.2009 09:37
Als musikalischer Garant für Lagerfeuerromantik wird der amerikanische Songwriter Ben Harper geliebt und geschätzt. Mit seiner Band The Innocent Criminals konnte er ganze Konzerthallen in Zeltlager-Stimmung bringen. Ein Demo-Tape seines Gitarristen-Freundes und Tourbus-Chauffeurs Jason Mozersky hat Harper jetzt weg vom leisen Knistern des Lagerfeuers hin zum wilden Fauchen eines Flächenbrandes gebracht. Mit seiner neuen Band Relentless7 rockt er auf dem Album "White Lies For Dark Times" wie noch nie zuvor gehört.
(Bild: kmm)

Hierzulande ist Ben Harper am ehesten Fans von Jack Johnson als dessen kongenialer Sangespartner bei diversen Duetten bekannt. In seiner Heimat Amerika kann der 40-Jährige auf zwei Grammys und einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad, auch als begnadeter Slide-Gitarrist und Hoffnung des schwungvolleren Blues-Genres, blicken.

Harpers Songs zeichnen oft Melancholie und Nachdenklichkeit aus, er kann sehr politisch sein, den Zuhörer mit den Lyrics wachrütteln. Überraschenderweise geht das bei der eher ruppigen Gangart von Relentless7 nicht verloren. Nur die Dutzenden Flaschen Bier, die während der endlos langen Studiosessions zu "White Lies For Dark Times" geleert wurden, hört man heraus, wenn Relentless7 kernigen Blues mit der Herangehensweise einer Punkband spielen. Die Drums poltern, die Gitarren kreischen.

Nur dreimal begegnet man auf der explosiven Platte dem "alten" Ben Harper. "Skin Thin", ein typisches Liebeslied, das folkige "Fly One Time" und die soulige Ballade "Faithfully Remain". Ansonsten überlässt der mit David Lynchs Lieblingsmimin Laura Dern verheiratete Musiker seiner wilden Seite das Ruder. Fans werden ihren groovigen "Schmusebarden" nicht wieder erkennen.

Fazit: Die Demotape-Ausfahrt hat sich für Ben Harper ausgezahlt. "White Lies For Dark Times" bedient vielleicht nicht die Klientel, die neben seinen ruhigeren Platten auch Gospel-Sampler im CD-Regal stehen hat. Aber hin und wieder muss man eben die sprichwörtliche Sau rauslassen. Überdies soll man Reisende nicht aufhalten, wer weiß, was Harper, der mit Relentless7 laut eigener Aussage "den größten Kreativschub ever" erfahren hat, noch so alles einfällt.

8 von 10 unbarmherzigen Rockern

von Christoph Andert

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