In seinem neuen Buch "Le Buste de Néfertiti, une imposture de l'égyptologie?" behauptet Stierlin, die Büste sei auf Anweisung des deutschen Ägyptologen Ludwig Borchardt angefertigt worden. Borchardt habe dabei keine Fälschungsabsicht gehabt. Er habe lediglich ein Bildnis der Königin mit einer Halskette zeigen wollen, die er gefunden habe. Bei einem Besuch im Dezember 1912 habe ein deutscher Fürst das Werk aber für echt gehalten, sagte Stierlin. Begeistert habe er sich von der Presse vor ihr fotografieren lassen. Borchardt habe dann "nicht genug Mut gehabt, den Gast lächerlich zu machen".
Fehlendes linkes Auge als Indiz für Fälschung
Auch Indizien an der Büste selbst weisen laut Stierlin darauf hin, das sie nicht echt sein könne. "Sie hat kein linkes Auge und war nie dazu geschaffen, eines zu erhalten. Das ist eine Beleidigung für die alten Ägypter, die glaubten, dass Statuen selbst Personen sind", sagte der Schweizer, der ein Dutzend Bücher über Ägypten, den Nahen Osten und den alten Islam geschrieben hat. Die Schultern der Büste seien zudem vertikal abgeschnitten. Die Ägypter hätten bei Büsten damals aber immer horizontal angesetzt.
Seinerzeit an der Ausgrabungsstätte arbeitende französische Forscher hätten die Büste zudem niemals erwähnt, sagte Stierlin. Borchardt selbst habe sie ohne Beschreibung nach Berlin geschickt, was für einen solchen Fund außergewöhnlich sei. "Er ließ das Stück für zehn Jahre im Wohnzimmer seines Sponsors", sagte Stierlin. Erst ab 1923 sei es ausgestellt worden. Laut Stierlin ist es unmöglich, das Datum der Büste wissenschaftlich festzustellen, weil sie aus mit Gips umhülltem Stein bestehe. Für eine Karbonanalyse seien aber organische Bestandteile nötig. Die Farbpigmente wiederum seien "wirklich alt", stammten aber eben aus der Grabstätte.
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