Hart, aber herzlich

Papa Roach: “Metamorphosis”

Musik
27.04.2009 12:13
Als Papa Roach im Jahr 2000 mit "Infest" der große Durchbruch gelang, hatte Nu Metal seine beste Zeit bereits hinter sich. Für die Kalifornier rund um Frontmann Jacoby "Coby Dick" Shaddix, der seine Semmeln zuletzt damit verdiente, knochenbrecherische Stunts halbstarker Teenager auf Skateboard und Co für MTV anzumoderieren, begann damit die lange Phase des musikalischen Wandels – weg vom Rap-lastigen Crossover der 90er, hin zu zeitgenössischeren Klängen. Wohl nicht umsonst trägt der neueste Longplayer den Titel "Metamorphosis", dessen Songs die Kombo am Samstagabend auch in Wien zum Besten gab. krone.at zeigt dir die besten Bilder.
(Bild: kmm)

Spätestens seit ihrem 2006er-Album "The Paramour Sessions" scheinen Papa Roach eine neue musikalische Heimat für sich gefunden zu haben, nämlich die des "Alternative Rock". Der Umstieg fiel nicht sonderlich schwer: DJ-Klänge und Sprechgesangseinlagen fielen dem Rotstift zum Opfer, die Gitarren wurden hochgestimmt und Songs ganz allgemein mit mehr Melodien angereichert.

Das Image der harten Kerle sollte natürlich bestehen bleiben, und so mimen Papa Roach auch auf ihrem nunmehr sechsten Studioalbum die Rampensau. Das klappt zu anfangs auch recht gut: Nach dem crescendierenden Gitarren-Geschrammel von "Dogs of War" brechen die Kalifornier punkrockend mit "Change or die" über den ob der grimmigen Klänge überraschten Hörer herein. Noch größer die Verblüffung beim darauffolgenden "Hollywood Whore", einer Abrechnung mit der oberflächlichen Partygesellschaft Beverly Hills', und Song Nummer vier, "I almost told you that I love you": Schlagzeug, Bass und Gitarre legen ein knackig-groovendes Fundament, über das Sänger Coby mit stimmlicher Inbrunst ein paar trotzig-rotzige Vocals legt.

Hörproben gibt's auf der Papa-Roach-Website über die Infobox!

Würde jeder Song so klingen, das Rocker-Herz wäre überglücklich. Doch leider währt der Spaß meist nur bis zum Refrain: Spätestens dann werden nämlich alle in der School of Rock erlernten Prinzipien über den Haufen geworfen und ganz kräftig mit dem Mainstream geliebäugelt. Was auf "March out of the Darkness" gerade noch so durchgeht, nimmt auf "Had enough", "Carry me" und "Nights of Love" fast schon nickelback'sche Züge an. Da hilft es auch nur wenig, dass "Into the Light" und der Rausschmeißer "State of Emergency" noch einmal aufs Gaspedal zu drücken versuchen: Vier Rock-Balladen bei nur insgesamt zwölf Songs sind für Fans krachenden Rocks schlichtweg zu viel.

Immerhin: Live nahmen Papa Roach am Samstagabend im gut gefüllten Wiener Gasometer Abstand von zu viel Gefühlsduselei und bewiesen vor überwiegend jungem Publikum, dass sie zur Not auch anders können. Wild, druckvoll und laut - ein bisschen so wie früher eben. Die Bilder vom Konzert findest du in der Infobox.

Fazit: 6 von 10 nur halbherzig rockenden Punkten

Text: Sebastian Räuchle; Fotos: Andreas Graf

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