Bereits vor einer Woche war im Bereich des 2281 Meter hohen Schrocken bei Hinterstoder eine große Lawine abgegangen. "Obwohl wir dort nur eine niedrige Lawinenwarnstufe haben, ist der Hang am Elmplan als sehr gefährlich bekannt", erklärt Polizei-Oberstleutnant Hans Peter Vertacnik. Ungeachtet dieser Gefahr waren in diesem Gebiet am Sonntag Vormittag an die dreißig Tourengeher in drei Gruppen unterwegs, 15 von ihnen fuhren in den Hang ein. Als gegen 10.30 Uhr mit lautem Getöse tonnenschwere Nassschneemassen abgingen, befürchteten Augenzeugen, wie Richard Prieler, dass diese Tourenskifahrer mitgerissen und verschüttet worden sind.
Zahlreiche Tourengeher zunächst vermisst
Schon nach knapp dreißig Minuten waren die ersten Alpinpolizisten am Einsatzort, wo sie oberhalb des Lawinenkegels elf Tourengeher antrafen. Auch diese konnten nicht sagen, ob und wie viele Opfer von der Lawine erfasst worden sind. In der sofort eingerichteten Einsatzzentrale bei der Kirchdorfer Polizei wurde eine Angehörigen-Hotline eingerichtet und binnen kurzer Zeit wurden 15 Tourenskifahrer als vermisst gemeldet, weil sie auf Handy-Anrufe nicht reagierten. Während mit drei Hubschraubern Helfer und Spürhunde zur Lawine geflogen wurden, konnten Alpinpolizisten nach und nach die vermuteten Opfer ausforschen: 14 Skifahrer hatten der Lawine, die sich in zwei gewaltige Kegel geteilt hatte, gerade noch davonfahren können.
Lehrerin mit bloßen Händen ausgegraben
Die Schulprofessorin Johanna F. (29), die im Kirchdorfer BORG Spanisch und Französisch unterrichtet, war aber von der Lawine mitgerissen und fast drei Meter tief verschüttet worden. Ihr Freund Oliver M. (31) aus Nettingsdorf und dessen Bruder Andreas (33) aus St. Florian/Linz konnten sie mit bloßen Händen ausgraben, als gerade die ersten Helfer eintrafen. Sie wurde ins Kirchdorfer Spital eingeliefert. Geschockt hatte die Vierte der Gruppe, die 29-jährige Eva K. aus St. Florian, den dramatischen Zwischenfall beobachtet: Sie hatte ihre Freunde filmen wollen, war deshalb nicht in den Hang eingefahren.
Retter suchten mehrere Stunden die Lawine ab
Obwohl nun vermutet werden konnte, dass es keine Todesopfer gab, wurden die beiden Lawinenkegel völlig abgesucht. Um ganz sicher zu gehen, dass nicht doch noch nicht bekannte Tourengeher mitgerissen worden sind. Um 16 Uhr wurde die Aktion beendet.
von Johann Haginger, Johannes Nöbauer und Markus Schütz, "OÖ-Krone"
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