Computersüchtig

So gehst du mit dem PC-Wahn deines Kindes um

Leben
22.04.2009 16:18
Es ist zehn Uhr abends, und du öffnest die Tür zum Kinderzimmer. Doch statt der beruhigenden, tiefen Atemzüge deines Sprösslings hörst du emsiges Klicken und Tastengehämmere, das Zimmer ist in bläuliches Licht getaucht, dein Kind sitzt wie hypnotisiert vor dem Computer, gebannt in ein PC-Spiel vertieft. Kommt dies öfter vor, dann hat dein Kind ein Problem: Es ist computersüchtig. Was du in diesem Fall tun kannst, das erfährst du hier.

Klarheit schaffen
Nur weil dein Kind einmal die Zeit vor dem Bildschirm übersieht, ist es noch nicht computersüchtig. Auch regelmäßiges, kontrolliertes Spielen ist noch kein Problem. Folgende Anzeichen deuten allerdings auf eine Sucht hin: Dein Kind hat ein unwiderstehliches Verlangen, am Computer zu spielen. Es vergisst die Zeit und hat keine Idee, wie lange es wirklich vor dem Bildschirm sitzt. Definierte Spielzeiten werden mit fadenscheinigen Ausreden ausgedehnt. Versuche, den Spielkonsum einzuschränken, sind immer wieder gescheitert. Dein Kind setzt sich immer wieder an den Computer, wenn es gereizt ist und Aggressionen abbauen will. Verbietest du das Spiel, dann wird es gereizt, weiß nichts anderes mit sich anzufangen und beginnt sogar, sich körperlich unwohl zu fühlen. Schulische Pflichten und soziale Kontakte werden vernachlässigt. Auch vernachlässigt dein Kind sich selbst, sein Äußeres - und ihm ist alles egal. Dein Kind entzieht sich der realen Welt und flüchtet in sein Computerleben.

Reagieren!
Hast du mehrere dieser Anzeichen bei deinem Kind erkannt, dann ist akuter Handlungsbedarf gegeben. Denn PC-Sucht kann für dein Kind gefährlich werden. Es lebt in seiner eigenen Welt und verliert bis zu einem gewissen Grad den Bezug zur Realität. Die Flucht in die elektronische Welt hat dabei meist ein unerfülltes Bedürfnis, eine Sehnsucht zur Ursache. Betroffen sind meist junge Buben, die Abenteuer suchen, Gemeinschaftsgefühl, ein Ziel, eine Aufgabe. In diesem Zusammenhang werden oft Online-Games wie „World of Warcraft“ genannt, in denen die Spieler sich zu Gilden zusammenfinden und elektronisch vernetzt Missionen erfüllen. Das entstehende Gemeinschaftsgefühl reizt die Jugendlichen, versetzt sie in eine andere Welt, in der vieles möglich – und einfacher – ist.

Was tun?
Hast du den Verdacht, dass dein Kind computersüchtig ist, dann solltest du zunächst das Gespräch suchen und dann radikal handeln. Versuche herauszufinden, warum dein Kind so gerne spielt. Was reizt es daran, was gefällt ihm so besonders? Leiste ihm Gesellschaft und lasse dir zeigen, was es tut und was ihm Spaß macht. Informiere dich zusätzlich über diese Spiele, speziell über Altersbeschränkungen und bleibe auf dem Laufenden. Dann zeige Prioritäten auf: erst die Schule, dann Sport, dann Verpflichtungen im Haushalt, dann der Computer. Denn Computerspiele an sich sind nichts Böses – ein kontrollierter Umgang ist in Ordnung.

Klappen aber Verwendungs-Vereinbarungen, wie etwa eine Stunde lang oder maximal zehn Stunden pro Woche zu spielen und danach abzuschalten, nicht, dann sollte der PC nach Androhung für einige Wochen verschwinden. Einfach nur den Stecker zu ziehen reicht in diesem Fall nicht – dein Kind wird das Gerät mitten in der Nacht wieder reaktivieren. Stelle dich darauf ein, dass dein Kind nun einen Entzugsprozess durchmacht. In der ersten Zeit wird es vermutlich gereizt sein, nichts mit sich anzufangen wissen. Diese Phase musst du ertragen, Konflikte gehören dazu. Versuche, deinem Kind neue Impulse zu geben, Freunde einzuladen, Ausflüge anzuregen etc. Keinesfalls solltest du zulassen, dass dein Kind sich nun stundenlang abseilt und alleine unterwegs ist. Die Gefahr, dass es zu Freunden spielen geht, ist relativ groß. Nach einiger Zeit wird sich das Verhalten deines Kindes wieder normalisiert – die Dinge des täglichen Lebens gewinnen wieder an Bedeutung.

Ist die Computersucht Ausdruck eines tieferliegenden Problems, dann wird dein Kind beim „Entzug“ wahrscheinlich mit Aggression, vielleicht sogar mit Gewalt reagieren. In diesem Fall musst du sofort einen spezialisierten Psychologen einschalten – es kann sein, dass eine Depression vorliegt und diese muss fachmännisch behandelt werden.

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(Bild: kmm)



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