"Endlich unendlich"

Selig feiern ein unerwartet starkes Comeback

Musik
06.04.2009 14:50
Sind wir denn schon wieder versehentlich in die Zeitmaschine gestolpert? Das könnte sich der Hörer fragen, wenn er die neue Selig-Platte "Und endlich unendlich" zum ersten Mal auflegt. Das Comeback-Album der deutschen Rocker verspricht nämlich genau das: eine Zeitreise in die seligen 90er-Jahre.
(Bild: kmm)

Damals konnte wohl kein Fan verzerrter Gitarrenklänge den Hamburgern entgehen. Mit Nummern wie "Sie hat geschrien heut Nacht" oder der über-erfolgreichen Ballade "Ohne dich" erspielten sie sich eine riesige Fangemeinde im gesamten deutschen Sprachraum. Am Ende des Jahrzehnts war es dann aber so weit, trotz des riesigen Erfolges die Luft draußen und Selig Geschichte.

Nun wagen die fünf Jungs das Comeback. Die Zutaten für "Und endlich unendlich“ sind die gleichen geblieben, wie sie es auch für die Erfolgsalben der 90er waren: Noch immer steht hier in ganz großen Buchstaben ROCK drauf, genau wie damals findet man aber im gar nicht mal so Kleingedruckten auch Blues, Pop und Alternative-Sounds.

Und: Dass Selig ihrem Erfolgsrezept treu geblieben sind, ist gut so. Denn die Jungs um Sänger Jan Plewka und Gitarrist Christian Neander liefern mit dem neuen Album Hits en masse ab. Dabei wechseln sie zwischen geradeaus rockenden Tracks wie der ersten Singleauskopplung "Schau Schau" oder auch dem Opener "Auf dem Weg zur Ruhe" und zuckersüßen Balladen ("Ich bin so gefährdet", "Der schönste aller Wege"). Also alles wie gehabt. Trotzdem schaffen sie es in den Songs immer, die Spannung aufrechtzuerhalten und vergessen dabei auch nie auf den großen, packenden Refrain.

Die Hamburger tragen am neuen Album auch instrumental gerne dick auf: Orgel (sowieso eine unverzichtbare Selig-Grundzutat), Streicher, Flöte, elektronische Effekte – die Scheibe könnte fast als überladen durchgehen, wäre diese Vielfalt nicht unverzichtbarer Bestandteil der Songs. Textlich sind die Rocker zwar nicht mehr ganz so psychedelisch wie ehedem unterwegs, aber auch hier beweisen sie große Kreativität und ein Gefühl dafür, dass Balladen auch auf Deutsch unpeinlich daherkommen können.

Im Klartext: Selig haben sich im vergangenen Jahrzehnt wohl des Öfteren die alte Zeit "zurückgetrunken", wie eine der Textzeilen Plewkas vermuten lässt. Das hat ihnen aber nicht geschadet. Im Gegenteil: Das Comeback-Album "Und endlich unendlich" vermeidet  Experimente, setzt dafür aber genau auf die Stärken der Band. Vielleicht hätten es ein, zwei Balladen weniger auch getan, aber am Ende bleibt die Comeback-Scheibe ein großartiges Selig-Album. Wer die Band also schon früher mochte, sollte hier - wie jeder andere Liebhaber von ausgereiftem, deutschsprachigem Rock 'n' Roll - zugreifen. Anspieltipps: "Auf dem Weg zur Ruhe", "Der schönste aller Wege".

Fazit: 8 von 10 selig-nostalgischen Punkten

von Stefan Taferner

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