"In Situ"

Linz09 markiert NS-Vergangenheit der Stadt

Oberösterreich
11.03.2009 13:36
Linz09 markiert die NS-Vergangenheit der Stadt im öffentlichen Raum - und das im buchstäblichen Sinn. Bis Ende März wird an 65 Schauplätzen der damaligen Zeit der Boden in Spray-Aktionen mit Texten versehen. "Die Aufarbeitung bekommt ein Gesicht", erklärt der stellvertretende Intendant Ulrich Fuchs. Zu der Aktion "In Situ" wurde auch eine Website installiert und ein Stadtplan aufgelegt, am 3. April erscheint ein Buch.

Die Aktion "In Situ"  - lateinisch für "an Ort und Stelle" - soll zu einer Sichtweise führen, "die nicht abstrakt sein kann", erklärt Heidemarie Uhl, die gemeinsam mit Dagmar Höss das Projekt entwickelt hat. "Wir versuchen konkrete Orte mit konkreten Geschichten zu verknüpfen."

Bekannte Schauplätze und verborgene Orte
Die Kulturhauptstadt will nicht nur auf bekannte Schauplätze wie beispielsweise das Gestapo-Hauptgebäude in der Langgasse oder die Synagoge in der Bethlehemstraße hinweisen, sondern auch auf Ereignisse, die der Allgemeinheit verborgen geblieben sind. So werden auch weitgehend unbekannte Einzelschicksale erzählt. Uhl will In Situ auch als "Übersetzungsprojekt von wissenschaftlichem Wissen" verstanden wissen.

Vergängliche Zeichen
Ein Drittel der Texte wurde bereits angebracht, bis Ende März sollen die restlichen folgen. Mit zwei mal ein Meter großen Kunststoffschablonen werden die Schriftzüge als "vergängliche Zeichen, die wie die Erinnerung verblassen", so Höss, auf den Boden gesprüht. Sie sollten rund ein halbes Jahr halten. Die Künstlerin fühlt sich dabei dem "Prinzip der leisen Wirksamkeit" verpflichtet. Aber: "So leise ist die Wirksamkeit dann doch nicht", berichtete sie von teils heftigen Reaktionen.

Die Aktion polarisiert
Erst am Dienstag hat ein erzürnter Hausbesitzer eine Spray-Aktion - auf öffentlichem Grund - verhindern wollen. Besonders Kinder und Jugendliche seien aber sehr interessiert und begeistert.

Zweisprachige Website online
Seit Mittwoch ist eine zweisprachige "In Situ"-Website online gegangen, die weiterführende Informationen bereithält, laufend aktualisiert wird und sich auch an Schulen wendet. Zudem wurde ein kostenloser Stadtplan aufgelegt, der einen Überblick über alle Markierungen gibt.

Buch erscheint am 3. April
Am 3. April erscheint schließlich im Verlag Bibliothek der Provinz "In Situ. Zeitgeschichte findet Stadt: Nationalsozialismus in Linz" (Hg.: Dagmar Höss, Heidemarie Uhl und Monika Sommer). Der Band im handlichen Format wird wie ein Stadtführer aufgebaut sein. Auch die "Austria Guides", die Touristen Linz zeigen, wurden entsprechend geschult.

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