Wegen Abtreibung

Ärzte und Mutter des Mädchens exkommuniziert

Ausland
06.03.2009 20:56
Nach der Abtreibung von Zwillingen bei einem neunjährigen Mädchen in Brasilien hat die katholische Kirche zwar nicht das Kind, dafür aber die Mutter und die Ärzte exkommuniziert. Trotz der Natur des Falls müsse die Kirche an ihrer Ablehnung des Schwangerschaftsabbruchs festhalten, verteidigte Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho am Donnerstag die Entscheidung. Das Kind war vermutlich von seinem Stiefvater vergewaltigt worden. Außerdem stellte die Schwangerschaft nach Ansicht der Ärzte ein ernstes Risiko für das 36 Kilogramm schwere Mädchen dar.

"Das Gesetz Gottes steht über allen menschlichen Gesetzen", erklärte der Erzbischof in einem Interview mit dem Fernsehsender Globo. Gesundheitsminister Jose Gomes Temporao reagierte empört: Er sei schockiert über das, was dem Mädchen geschehen sei und geschockt über die Position des Erzbischofs, sagte er.

Das neunjährige Mädchen sei durch ein Verbrechen geschwängert worden, hielt Erzbischof Cardoso Sobrinho fest. Trotzdem verurteile die Kirche jede Abtreibung und werde das auch weiterhin tun. Der Stiefvater des Mädchens, der 23-jährige Jose da Silva, hat gestanden, das Kind seit Jahren vergewaltigt zu haben.

Mädchen wollte Kinder behalten
Nach Berichten brasilianischer Zeitungen war die Haltung zur Abtreibung innerhalb der Familie unterschiedlich. Das neunjährige Mädchen wollte die Zwillinge behalten und sie gemeinsam mit der 14-jährigen Schwester aufziehen, berichtete die Rechtsanwältin der Erzdiözese Olinda und Recife. Auch der biologische Vater des Mädchens, Erivaldo Francisco dos Santos, war der Meinung, dass die Zwillinge zur Welt kommen sollten.

Erzbischof Cardoso Sobrinho hatte die Eltern noch am Tag vor der Abtreibung besucht und sie eingeladen, für das Lebensrecht der Zwillinge einzutreten. Die Mutter des Mädchens wollte aber mit dem Erzbischof nicht reden. Die Mutter hatte das Mädchen am 25. Februar wegen heftiger Bauchkrämpfe in das Krankenhaus Sao Jose in Recife gebracht.

Abtreibung gesetzlich gerechtfertigt
Von dort wurde die Neunjährige in das "Instituto Materno-Infantil Fernando Figueira" transferiert, wo die Ärzte die Zwillings-Schwangerschaft in der 15. Woche feststellten. Die Ärzte veranlassten die Überführung in die Universitätsklinik, wo am Mittwoch die Abtreibung durchgeführt wurde. Der ärztliche Direktor der Geburtsabteilung, Sergio Cabral, verwies darauf, dass die Abtreibung durch das brasilianische Gesetz gerechtfertigt sei: Demnach ist der Eingriff nach einer Vergewaltigung oder bei Todesgefahr für die Mutter möglich. Beides habe bei der Neunjährigen zugetroffen, die nur 1,33 Meter groß ist und 36 Kilo wiegt und daher "Trägerin einer Risiko-Schwangerschaft" war.

Der Theologieprofessor Joao Batistiole sagte zu der Diskussion: "Die Haltung von Erzbischof Cardoso Sobrinho ist hart und schwer zu verstehen. Die Kirche verliert damit ein wenig von ihrer Glaubwürdigkeit bei den Gläubigen."

Ähnlicher Fall
Im Süden Brasiliens wurde unterdessen ein ähnlicher Fall bekannt. Ein elf Jahre altes Mädchen sei nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung durch seinen Stiefvater im siebenten Monat schwanger, berichtete die Zeitung "O Globo". Das Kind liege in einem Krankenhaus für Hochrisikoschwangerschaften. Der Stiefvater sitze im Gefängnis.

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