Großes Finale

Harte Bandagen zum Abschluss des Wahlkampfs

Österreich
28.02.2009 16:47
Am Super-Wahlsonntag blickt Österreich nach Kärnten: Mit großer Spannung werden die Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen erwartet. Nach wochenlangem Wahlkampf mit vielen Höhe- und Tiefpunkten wird sich zeigen, wer nach Jörg Haiders Tod die neue Nummer eins in Kärnten wird. Am Samstag haben alle Parteien ihren Wahlkampf beendet - und dabei nicht mit harten Bandagen gegeizt.

Siegessicher zeigte sich das Kärntner BZÖ am Samstag bei seiner Wahl-Abschlussveranstaltung in Klagenfurt. Parteichef Uwe Scheuch versprach den rund 500 Zuhörern: "Kärnten bleibt orange." Landeshauptmann Gerhard Dörfler übte ungewohnte Selbstkritik an der Materialschlacht der Parteien im Wahlkampf. "Ich könnte auf 80 Prozent der Plakate verzichten", meinte Dörfler und forderte für die Zukunft "Mäßigung".

"Alle sind wir Sünder in diesem Wahlkampf", gestand der Landeshauptmann, und reagierte damit offenbar auf die heftige Kritik an der "orangen" Broschüre, die auf Landeskosten produziert wurde und Mitte der Woche an die Kärntner Haushalte verteilt worden war.

Dörflers Warnung vor "roter Parteibuchwirtschaft"
Heftige Attacken ritt Dörfler vor allem gegen Rot und Grün sowie gegen seinen Hauptkonkurrenten, SPÖ-Chef Reinhart Rohr. Dörfler warnte unter anderem vor einer Rückkehr zur "roten Parteibuchwirtschaft". Am meisten Applaus erntete er beim Thema Asylwerber und deren kriminellem Potenzial.

BZÖ-Landeschef Uwe Scheuch warf Rohr vor, seit dem Ende seiner Schulzeit "keinen einzigen Tag" in der Privatwirtschaft gearbeitet zu haben. Rohr sei ein "Apparatschik", der sich noch nie beim Arbeiten die Hände schmutzig gemacht habe.

Canori: "Die Sonne ist wieder aufgegangen"
Die Kärntner FPÖ hatte sich für ihre Wahlkampf-Abschlussveranstaltung Unterstützung aus Wien geholt. Bundesparteichef Heinz-Christian Strache sprach zu einigen hundert Zuhörern am Hans-Gasser-Platz in Villach. Wie schon bei vergangenen FPÖ-Wahlveranstaltungen tauchten auch in Villach eine Hand voll jugendlicher Gegendemonstranten auf, um die Redner zu stören.

"Die Sonne ist wieder aufgegangen und wird am Sonntag besonders strahlen", begann Spitzenkandidat Mario Canori seine Rede. Kärnten stehe nach dem Tod Jörg Haiders vor dem Problem, "in Vergessenheit zu geraten". Das BZÖ sei ein "Schummelpaket, das auf Bundesebene nichts gilt". Außerdem gehe es "um mehr als darum, Witze zu erzählen", griff Canori seinen politischen Widersacher, BZÖ-Landeshauptmann Gerhard Dörfler, direkt an. Dörfler habe es durch seine Äußerungen geschafft, "das Land binnen zwei Monaten zu ruinieren".

Sowohl Canori als auch Strache sprachen sich für die Wiedervereinigung mit dem BZÖ "unter dem Dach der FPÖ" aus.  Strache: "Nach der Wahl wird die Erkenntnis kommen, dass wir zusammengehören."

Rohr wirbt für "offenes Kärnten"
Bereits am Freitag war die SPÖ in die Zielgerade ihres Landtags-Wahlkampfes in Kärnten gebogen. Am Klagenfurter Alten Platz wurde ein letztes Mal für "Landeshauptmann Reinhart Rohr" geworben, als Unterstützer hatte man sich Bundeskanzler Werner Faymann in die Landeshauptstadt geholt. Rohr warb vor rund 1.000 Zuhörern für ein "offenes Kärnten", das mit ihm möglich sei.

"Am 1. März werden die Wähler entscheiden, ob sie jemanden an die Spitze des Bundeslandes setzen, der Witze erzählt, oder jemanden, dem man vertrauen kann", zielte auch Kanzler Faymann auf Rohrs Konkurrenten Dörfler ab.

Der SPÖ gehe es, so Rohr, um die Zukunft des Landes: "Erbschaftsangelegenheiten und Vergangenheitsbewältigung haben wir den Blauen und Orangen überlassen." Schelte für das regierende BZÖ gab es von Rohr auch wegen der umstrittenen "orangen Jubelbroschüre": "Sündteure Inserate, das muss nach dem ersten März ein Ende haben. Da brauchen wir Sauberkeit in diesem Land."

Holubs "lustiges Proporz-Bett"
Am Freitagvormittag hatten die Grünen mit Spitzenkandidat Rolf Holub und Bundessprecherin Eva Glawischnig am Alten Platz zum Wahlkampf-Finale gebeten. Rund 100 Zuhörer waren gekommen und lauschten unter anderem Glawischnigs Rede. An Rolf Holub und der zweiten grünen Abgeordneten, Barbara Lesjak, sei es gelegen, "diese Proporzmisswirtschaft" der Regierungsparteien aufzudecken.

Holub hatte zuvor versucht, sich von seiner gewohnt humoristischen Seite zu zeigen und ein "lustiges Proporz-Bett" aufzudecken. Was unter der Decke von Geldscheinen zum Vorschein kam, waren drei grüne Mitarbeiter in Overalls, jeweils in den Farben rot, schwarz und orange, die sich darin räkelten. "Das ist das Gesicht Kärntens", klärte der grüne Spitzenkandidat auf.

Er stellte auch die Gretchenfrage, wie sich nun die Kärntner am Sonntag entscheiden würden, ob diese "den gleichen Mist wiederhaben wollen".

Martinz: "Erfolg, wenn ein Plus vorne ist"
Die Kärntner ÖVP hatte bereits am Mittwoch zu einer Abschlusspressekonferenz geladen - auf ein traditionelles Wahlkampf-Finale wurde diesmal verzichtet. Die Partei rund um Obmann Josef Martinz rechnet bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag mit einem Stimmenanteil von rund 15 Prozent.

Für seinen Verbleib als Parteichef legte Martinz die Latte niedriger. "Es ist ein Erfolg, wenn ein Plus vorne ist." Die ÖVP erreichte im Jahr 2004 mit 11,64 Prozent eine historische Wahlniederlage.

Martinz wiederholte seine Forderungen nach einem Kassensturz und einer Verwaltungsreform. Kärnten müsse in den nächsten Jahren saniert werden, forderte er. Für die Umsetzung wolle die ÖVP den richtigen Partner in einer stabilen Koalition. Wer dieser Partner sein werde, wollte der schwarze Parteichef jedoch nicht sagen. Angriffe gab es sowohl gegen das BZÖ als auch die SPÖ.

"Wir wollen weg von der Konzentrationsregierung," erläuterte Klubobmann Stephan Tauschitz und kündigte einen entsprechenden Antrag für den Beginn der neuen Legislaturperiode an.

Bilder von den Wahlkampf-Abschlusskundgebungen der Parteien findest du in der Infobox - dort gibt es auch die Interviews mit allen Spitzenkandidaten auf krone.tv!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele