Fulminanter Auftritt

Oasis rockten die Stadthalle

Musik
27.02.2009 11:58
Ein Gastspiel vor 10.000 Fans in Wien - das gab's für die Großmeister des Britpop noch nie. Dem Andrang entsprechend lieferten Oasis am Donnerstagabend in der Stadthalle auch die richtige Show. Über gut anderthalb Stunden spielten sich die Gallagher-Brüder und ihre Mitstreiter durch eine fein selektierte Setlist und ließen jedwede Antipathie im satten TWÄNNNG!!! der Gitarren verfliegen. Für ein gemeinsames Hotel während ihres Aufenthaltes in Wien reichte es dennoch nicht...
(Bild: kmm)

Aber die unfamiliäre Wohnsituation der beiden Brüder, die zwar face-to-face nicht miteinander können, aber in der Musik zu einer kongenialen Einheit verschmelzen, bestimmt Gottseidank nicht Qualität der Performance. Den Besuchern in der gut gefüllten Stadthalle wurde von Beginn an ein satter Sound mit viel Schmalz bei den Gitarren geliefert, der Fanherzen doppelt höher schlagen ließ.

Zum zugespielten Intro "Fucking In The Bushes" vom ansonsten auf der Setlist verschmähten Longplayer "Standing On The Shoulders Of Giants" spazierten die in Wintermäntel und Lederjacken gekleideten Bandmitglieder herein. Das Vorprogramm hatte das Liverpooler Trio "Free Peace" mit stark an Led Zeppelin angelehnten Minimal-Bluesrock bestritten. Oasis eröffneten mit "Rock 'n' Roll Star" und setzten mit der Mitgröhl-Hymne "Lyla" ein starkes Statement gleich zu Beginn der Show. Früher verströmten die Konzerte der Gallagher-Brüder und ihrer vier Mitstreiter (Gem Archer an der Gitarre, Andy Bell am Bass, Jay Darlington an den Keyboards und Ex-Robbie-Williams-Drummer Chris Sharrock, der Ringo Starrs Sohn Zak Starkey ersetzt) stets eine gewisse Clubatmosphäre. Mit dem Erfolg der letzten Jahre ist diese dem Stadionrock-Feeling gewichen. Nicht zuletzt auch dank einer monströsen, dennoch stilvoll mit vier Großleinwänden und artistischen Videozuspielungen in Szene gesetzten Bühne gewichen, auf der am Donnerstag genausogut U2 auftreten hätte können.

"Cigarettes And Alcohol", "To Be Where There's Life" vom aktuellen, experimentellen Album "Dig Out Your Soul" und "Masterplan" bildeten die nächsten Highlights. Auch ohne Vidiwalls und den Close-Ups der Akteure wären Oasis anhand der Bühnenperformance unverkennbar. Bruder Noel verharrt starr am rechten Bühnenrand, nur wenn ihm bei einem der kurzen, sich in einer brachialen Klangwoge auftürmenden Solis die Freude am Spiel übermannt, schlenkert er ein bisschen mit dem Gitarrenhals. Liam Gallagher verrät von weitem der Schellenkranz und die typische Pose vorm Mikrofonstativ, an das er während einer Show scheinbar - oder sogar tatsächlich? - kein einziges Mal Hand anlegt.

Wortspenden der Britrocker, die 1995 mit dem Album "(What's The Story) Morning Glory" ihren weltweiten Durchbruch feierten, gab es nur wenige. Bereits auf ein knappes "Thank You" folgte daher tosender Applaus. Nach überzeugenden Darbietungen der Hits "The Importance Of Being Idle", dem Evergreen "Wonderwall" und der allerersten Single "Supersonic" ging das reguläre Set zu Ende. Noel Gallagher überraschte bei der Zugabe mit einer Unplugged-Karaoke-Version von "Don't Look Back In Anger" - wenn er singt, verlässt Bruder Liam stets das Podest - und leitete zur neuen Single "Fallin' Down" über. Mit dem protzigen "Champagne Supernova" und dem wuchtigen Beatles-Cover "I Am The Walrus" als Tribut an die Fab Four, von denen die Herren Gallagher bewundernd abkupfern, endete das rundum geglückte Gastspiel der "Zwei-Brüder-Band". Wie sich's gehört, wurden Noel und Liam sodann wieder zu Streithansel und entschwanden auf getrennten Pfaden.

Von Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf

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