Zurückgerudert

Williamson bittet um Vergebung

Ausland
26.02.2009 20:45
Der traditionalistische Bischof Richard Williamson von der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat seine Aussagen zum Holocaust, die weltweit große Empörung hervorgerufen hatten, zurückgenommen und beteuert, dass es sich dabei nur um die "Meinung eines Nicht-Historikers" gehandelt habe, die sich auf die Erkenntnisse von vor 20 Jahren gestützt habe, wie die konservative Internet-Plattform kath.net am Donnerstag meldete. "Ich bitte alle, die sich aufgrund meiner Worte aufrichtig entrüstet haben, vor Gott um Vergebung", hieß es in einer Erklärung des Briten, der am Mittwoch aus Argentinien kommend in London (Story in der Infobox) eingetroffen war.

"Der Heilige Vater und mein Oberer, Bischof Bernard Fellay, haben mich ersucht, die Bemerkungen, die ich vor vier Monaten gegenüber dem schwedischen Fernsehen gemacht habe, neu zu überdenke, da deren Folgen sehr schwerwiegend gewesen sind. In Anbetracht dieser Folgen kann ich wahrheitsgemäß sagen, dass es mir leid tut, diese Bemerkungen gemacht zu haben, und dass ich sie nicht gemacht hätte, wenn ich im Vorhinein um den ganzen Schaden und den Schmerz gewusst hätte, die diese verursachen würden, besonders der Kirche, aber ebenso den Überlebenden und den Verwandten der Opfer der Ungerechtigkeit unter dem Dritten Reich", erklärte Williamson laut kath.net.

Williamson hatte in dem TV-Interview die Behauptung aufgestellt, dass in nazideutschen Vernichtungslagern nicht sechs Millionen Juden umgebracht worden seien, sondern maximal 300.000 und kein einziger von ihnen in Gaskammern.

Kathpress: "Kein unbeschriebenes Blatt"
Von Williamsons Entschuldigung ist allerdings nicht allzu viel zu halten. Sein Sager im schwedischen Fernsehen war schließlich kein Einzelfall. Der gebürtige Brite bewegt sich vielmehr schon seit den 1980er-Jahren wegen seine kruden Thesen und Aussagen am Rande der Strafbarkeit. Noch im vergangenen Herbst war der in London geborene Sohn eines anglikanischen Pfarrers bei einer Gartenparty des umstrittenen britischen Publizisten und Holocaust-Leugners David Irving zu Gast. Dessen Online-Auftritt zierte daraufhin wochenlang ein Foto des erzkonservativen Bischofs der Pius-Bruderschaft - ein Sektglas in der Hand. Selbst die katholische Nachrichtenagentur "Kathpress" schreibt, Williamson sei "kein unbeschriebenes Blatt".

Laut der US-Zeitung "National Catholic Reporter" stand die kanadische Polizei schon 1989 kurz davor, gegen den Williamson zu ermitteln, weil er gegen das kanadische Gesetz gegen Volksverhetzung verstoßen haben soll. Bei einer Rede in Quebec habe er "den Juden" vorgeworfen, für den Modernismus und die Korruption in der katholischen Kirche verantwortlich zu sein. Damit war er sich durchaus einig mit Lefebvre, der im August 1985 in einem Brief an Johannes Paul II. die "Juden, Kommunisten und Freimaurer" für den Glaubens- und Sittenverfall in der katholischen Kirche verantwortlich machte.

Williamson: "Holocaust ist ein Mythos"
Zugleich hat Williamson bereits 1989 in Kanada erklärt, dass nicht ein einziger Jude in den Gaskammern der Nationalsozialisten gestorben sei. Der Holocaust sei ein "Mythos", damit der Westen die Gründung des Staates Israel unterstütze, meinte Williamson, der auch die Bücher des deutschen Holocaust-Leugners Ernst Zündel, darunter Titel wie "Hitler, wie wir ihn liebten und warum" und "Starben wirklich sechs Millionen?".

Wer sich über das Weltbild Williamsons ein Bild machen will, kann seine zwischen 1983 und 2003 fast monatlich veröffentlichten Briefe als Rektor des lefebvrianischen Seminars im US-amerikanischen Winona nachlesen (Link in der Infobox). Dort schrieb der Bischof beispielsweise im November 1992, er habe den Eindruck, dass das Glaubensbekenntnis "Ich glaube an den Heiligen Geist und die Gemeinschaft der Heiligen" ausgetauscht worden sei mit "Ich glaube an den Holocaust und die Emanzipation der Frauen".

Papst hob im Jänner Exkommunikation Williamsons auf
Papst Benedikt XVI. hat im Jänner die Aufhebung der Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galaretta verfügt, die 1988 von dem Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt die Bischofsweihe empfangen hatten. Gleichzeitig wurde die Pius-Bruderschaft aufgefordert, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen. Bischof Fellay meinte nun in einem am Donnerstag von der Schweizer Zeitung "Le Courrier" veröffentlichten Interview, die Forderung nach einer Anerkennung des Konzils sei der "falsche Diskussionsansatz"; vielmehr müsse der Vatikan die Beschlüsse des Konzils, welches "die Priesterseminare und Gotteshäuser geleert" und zum Niedergang der Kirche geführt habe, in Frage stellen.

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