Polternd am Airport

Hardliner Williamson hat Argentinien verlassen

Ausland
25.02.2009 10:35
Der umstrittene Geistliche und Holocaust-Leugner Richard Williamson hat Argentinien auf Druck der dortigen Regierung am Dienstag verlassen und ist am Mittwoch in London gelandet. Der 68-Jährige sorgte bei seiner Abreise in Südamerika noch für einen Eklat. Der erzkonservative Geistliche traf in Begleitung zweier Männer am Flughafen Ezeiza ein. Um möglichst unerkannt zu bleiben, trug er eine dunkle Sonnenbrille und eine dunkle Baseballkappe. Doch Dutzende Reporter warteten bereits: Einem Journalisten des argentinischen Nachrichtensenders TN drohte Williamson unter wüsten Beschimpfungen mit der Faust. Der Hardliner ist britischer Staatsbürger, wegen seiner Aussagen droht ihm in seiner Heimat keine Strafverfolgung.

Umdrängt von Journalisten verschwand Bischof Williamson dann in London nach seiner Landung um kurz nach acht Uhr am Morgen ohne Kommentar aus dem Flughafengebäude mit unbekanntem Ziel. Rechtliche Bedenken gegen die Einreise des Traditionalisten nach Großbritannien, wo die Holocaust-Leugnung nicht strafbar ist, gab es nicht.

"Er ist ein britischer Bürger und hat sich hier nicht strafbar gemacht", sagte ein Sprecher des Innenministeriums in London. Auch wenn Williamson streitbare Ansichten habe, habe er nach britischem Recht keine Straftat begangen. "Wir können ihn deshalb nicht aufhalten, zurückzukommen." Der Präsident des britischen Holocaust Educational Trust, Lord Janner, sagte: "Es wäre sehr viel besser, wenn er nicht hier wäre. Aber da er britischer Bürger ist, kann das nicht verhindert werden." Die Pius-Bruderschaft in London wollte sich am Abend nicht zu Williamson äußern. 

Mit Abreise Ausweisung zuvorgekommen
Die argentinischen Behörden hatten die Ausweisung damit begründet, dass der Geistliche bei der Einreise vor sechs Jahren falsche Angaben zu seiner geplanten Berufstätigkeit gemacht habe. Außerdem habe seine Holocaust-Leugnung "die argentinische Gesellschaft, die jüdische Gemeinschaft und die gesamte Menschheit zutiefst beleidigt", hatte es seitens der Regierung geheißen. Der 68-jährige Brite hatte seit 2003 im Priesterseminar in La Reja bei Buenos Aires gelebt. Die Piusbruderschaft hatte ihm die Leitung des Seminars nach eigenen Angaben Anfang Februar entzogen.

"Die Kirche hat damit nichts zu tun. Der argentinische Staat hat seine Gesetze angewendet", hatte der Sekretär der Apostolischen Signatur, Erzbischof Velasio De Paolis, gegenüber der römischen Tageszeitung "La Repubblica" betont. De Paolis stellte klar, dass die Rücknahme der Exkommunikation keinerlei "Rehabilitierung" Williamsons und der anderen lefebvristischen Bischöfe bedeutete.

Anzeige in Frankreich
In Frankreich hat die Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (LICRA) Anzeige gegen den 68-jährigen Briten erstattet. Dort steht die Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit 1990 als spezifischer Tatbestand unter Strafe. Richter können Holocaust-Leugner bis zu einem Jahr ins Gefängnis schicken oder ihnen hohe Bußgelder auferlegen.

Empörung über aufgehobene Exkommunikation
Papst Benedikt XVI. hatte Ende Jänner einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, als er die Exkommunikation Williamsons und dreier weiterer Mitglieder der erzkonservativen Piusbruderschaft rückgängig machte. In einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen hatte Williamson kurz zuvor gesagt, er denke, dass "200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben" seien, aber "nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern".

Nach der Ausstrahlung des Interviews hatte sich die Pius-Bruderschaft von Williamson distanziert. Vom Papst aufgefordert, seine Äußerungen zu widerrufen, hatte der Geistliche in einem "Spiegel"-Interview lediglich gesagt, er werde seine Aussagen zum Holocaust "überprüfen". In die Debatte über den Umgang des Vatikans mit Williamson hatte sich auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeschaltet und vom deutschen Papst eine Klarstellung gefordert.

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