Lappalie eskaliert

Kleiner Druckfehler wird in China zur Staatsaffäre

Ausland
24.02.2009 19:39
Es war vielleicht eine seltene Stunde der Wahrheit in der Volksrepublik China: "So eine Arschkriecherei begeistert mich wirklich", stand plötzlich in einem sonst höchst devoten Artikel eines Nachwuchsreporters in der südchinesischen Zeitung "Nanfang Dushibao". Beim Druck des Blattes war ein kleiner Fehler unterlaufen. Die Konsequenzen waren jedoch massiv und zeigen Chinas Hang zu übermäßiger Härte: Ein Korrekturleser und ein Redakteur müssen Strafzahlungen leisten, des Weiteren wird das Wort "Arschkriecherei" seither von Suchmaschinen blockiert.

Genervt von der Lobhudelei über Parteifunktionäre bei einem Besuch von Wanderarbeitern hatte ein Korrektor den Kommentar "so eine Arschkriecherei" in das Manuskript des Artikels geschrieben. Der Setzer in der Druckabteilung verstand die Notiz offenbar falsch und baute den ursprünglich schmeichelnden Satz "so hohe Führer zu sehen, begeisterte alle" zu der Arschkriecher-Formulierung zusammen, die dann tatsächlich in Druck ging.

In einer Auflage von 420.000 kam das Blatt heraus. Der Satz blieb aber weitgehend unbemerkt. Erst als die Zeitung Wochen später öffentlich beteuerte, hinter dem Druckfehler steckten keine politischen Motive, kam es zum Skandal. Mitarbeiter der Zeitung enthüllten die Details in Blogs. In Kommentaren hieß es: "Ich bin ja so begeistert... " Etwa die beliebte chinesische Suchmaschine Baidu ließ "Arschkriecherei" am Dienstag plötzlich nicht mehr als Suchbegriff zu. Auch war der Artikel online nicht mehr zu finden. Dafür kursierten aber weiter Screenshots davon.

Zeitungsmitarbeiter müssen Strafe blechen
Laut der objektiven Hongkonger "South China Morning Post" verhängte die Zeitung eine Geldstrafe von 1.000 Yuan (114 Euro) gegen den Korrektor. Ein Redakteur, dem der Druckfehler entgangen war, muss 500 Yuan (57 Euro) blechen.

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