Lallender Auftritt

Japans Finanzminister tritt zurück

Ausland
17.02.2009 14:54
Der japanische Finanzminister Shoichi Nakagawa hat nach einem offenbaren Alko-Auftritt beim G7-Gipfel in Rom am Wochenende seinen Rücktritt angekündigt. Der 55-Jährige hatte mit lallender Stimme und einer desaströsen Performance auf der Pressekonferenz nach dem Treffen der Finanzminister- und Notenbankchefs für Aufsehen gesorgt (siehe krone.tv-Bericht oben bzw. längere Ausschnitte der Pressekonferenz im Video in der Infobox). Er war derart indisponiert, dass er sogar eine an den Notenbankchef gerichtete Frage beantworten wollte. Dabei hielt er den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Japans Opposition hatte daraufhin lautstark Nakagawas Rücktritt gefordert.

Am Montag hatte der Minister noch mit einem Dementi auf Vorwürfe reagiert, er sei am Wochenende betrunken zur Pressekonferenz erschienen. Von Parlamentariern auf den Zwischenfall angesprochen räumte der Minister ein, dass er beim Essen am Wein genippt habe. "Ich habe aber nicht einmal ein Glas getrunken", versicherte der Minister. Er habe zudem zu viele Medikamente eingenommen, um eine Erkältung zu bekämpfen, und sei deswegen benebelt gewesen. In politischen Kreisen ist Nakagawa bekannt dafür, gern zu trinken. 

Wirtschaftsminister übernimmt Agenden
Nun wird Wirtschaftsminister Kaoru Yosano zusätzlich die Aufgaben Nakagawas übernehmen. Darüber hinaus werde Yosano künftig auch die Finanzdienstleistungs-Behörde führen, teilte Regierungschef Taro Aso am Dienstag mit.

Weiterer Dämpfer für Premier Aso
Der Wirbel um Nakagawa kommt für Aso zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Seine Zustimmungswerte sind tief in den Keller gesackt. Kritiker werfen ihm angesichts der schweren Rezession eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor. Asos seit über 50 Jahren fast ununterbrochen regierender Liberaldemokratischer Partei (LDP) droht bei den anstehenden Parlamentswahlen der Verlust ihrer Macht. Spätestens im September soll gewählt werden.

Schlimmste Rezession seit Kriegsende
Die japanische Wirtschaft steckt in der schlimmsten Rezession seit Kriegsende (siehe Story in der Infobox). Das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt war im Schlussquartal 2008 angesichts eines beispiellosen Exporteinbruchs auf das Jahr gerechnet um 12,7 Prozent so stark geschrumpft wie seit der Ölkrise vor 35 Jahren nicht mehr. Damit rutschte das stark von seinen Exporten abhängige Japan noch tiefer in die Rezession als europäische Länder oder die USA.

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