Schlimmer Verdacht

Buffalo-Maschine flog per Autopilot ins Unglück

Ausland
16.02.2009 13:14
Nach dem verheerenden Flugzeugunglück mit 50 Toten am Donnerstagabend in Buffalo im US-Staat New York deuten neue Ermittlungsergebnisse jetzt erstmals in Richtung einer Mitschuld der Piloten an dem Absturz: Am Sonntag wurde bekannt, dass die Maschine bis zuletzt per Autopilot gesteuert wurde, was den Regeln der US-Luftfahrtbehörde im Falle von schweren Vereisungsproblemen widerspricht, wie es aus dem US-Amt für Verkehrssicherheit (kurz: NTSB) hieß. Die Auswertung der Zeugenaussagen hat zudem ergeben, dass die Maschine nicht steil in das Haus stürzte, sondern zuerst beinahe flach aufklatschte und dann gegen das Gebäude krachte. Sie bewegte sich dabei nicht zum Flughafen hin, sondern in die entgegengesetzte Richtung.

Die Besatzung hatte zweifelsohne bis zuletzt gegen das Vereisungsproblem angekämpft, so die NTSB. Darauf deuten mehrere Informationen aus Flugschreiber und Stimmenaufzeichnungen aus dem Cockpit der Maschine vom Typ Bombardier Q400, die am Donnerstagabend zehn Kilometer vor Buffalo in ein Wohnhaus krachte. Doch gibt es jetzt Zweifel, ob die Maßnahmen der Piloten korrekt waren.

Ein NTSB-Sprecher betonte, den Piloten werde immer empfohlen, ihr Flugzeug bei Vereisung manuell zu steuern. Bei massiven Problemen dieser Art gelte dies als Anweisung. "Bei manueller Steuerung erkennt man aerodynamische Probleme wesentlich früher", zitiert die Associated Press einen NTSB-Ermittler. Warum sich der Pilot der Unglücksmaschine offenbar nicht daran gehalten habe, müsse noch herausgefunden werden, hieß es.

Bis Sonntagabend wurden aus dem ausgebrannten Wrack 15 Leichen geborgen. "Es ist unfassbar. Die Bergung gestaltet sich mehr als Ausgrabung", schildern Ermittler die Eindrücke von der Unglücksstelle (siehe Infobox). Die Rettungskräfte wollten die Bergungsarbeiten so schnell wie möglich abschließen, weil für kommenden Mittwoch ein Schneesturm vorhergesagt wurde. Das für 74 Passagiere ausgelegte Flugzeug der Fluggesellschaft Colgan Air flog im Auftrag der Continental Airlines von Newark in New Jersey nach Buffalo. An Bord waren 45 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder. Das 50. Todesopfer befand sich am Boden, es handelte sich um den Besitzer des Hauses, in das die Unglücksmaschine krachte.

Maschine flog vom Flughafen weg
Die Ermittler stellten am Wochenende zudem fest, dass das Flugzeug entgegen Augenzeugenberichten nicht im Sturzflug auf das Haus prallte. Vielmehr habe es vorher flach aufgeschlagen und sei ein Stück gerutscht, bevor es das Haus traf. Die Flugzeugnase habe dabei nicht in Richtung der zehn Kilometer entfernten Landebahn, sondern in die genau entgegengesetzte Richtung gezeigt. Dafür gibt es nach Angaben der Ermittler mehrere Erklärungen: Das Überwachungssystem der Maschine hatte den Piloten laut Flugschreiber vor einer Vereisung der Tragflächen gewarnt. Die Enteisungsanlage war Kontrollleuchten zufolge eingeschaltet, ob sie funktionierte, ist aber unklar. Auch ob sie rechtzeitig eingeschaltet wurde, ist nicht geklärt.

Sollte die "De-Icing"-Anlage jedenfalls nicht ausreichend funktionieren, empfehlen Richtlinien eine 180-Grad-Wende, um das Eis loszuwerden. Das Sicherheitssystem habe zudem automatisch eine Gegenmaßnahme eingeleitet, heißt es: Der sogenannte "Stick Pusher" habe vermutlich den Piloten nicht nur auf die gefährliche Lage aufmerksam gemacht, sondern zudem die Nase der Maschine zum Boden gelenkt, um Eis abzuschütteln und den Auftrieb zu erhöhen. Die Ermittler konnten zunächst aber nur feststellen, dass diese Mechanismen aktiviert waren - nicht, ob sie auch funktioniert haben. Die Triebwerke der Maschine waren jedenfalls intakt und arbeiteten ordnungsgemäß.

Zum Zeitpunkt des Absturzes von Flug 3407 beim Landeanflug auf den Niagara International Airport in Buffalo war es neblig und es schneite leicht. Den Fluglotsen zufolge meldeten auch andere Flugzeuge um diese Zeit Vereisungsprobleme.

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