Mädchentraum

Debütantin sein und sich wie Prinzessin fühlen

Wien
15.02.2009 17:02
Einmal Prinzessin sein - dieser Wunsch spukt laut Psychologin Patricia Göttersdorfer nicht nur in den Köpfen kleiner Mädchen herum. In der Ballsaison, vor allem bei der Eröffnung einer hochkarätigen Tanzveranstaltung wie dem Opernball, spiele diese unbewusste Idee eine wesentliche Rolle, erklärte die Expertin im Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP). Damit die "Prinzessinnen" die komplexe Choreographie für die Polonaise des Wiener Opernballs auch perfekt beherrschen, dafür tragen in diesem Jahr die Lehrer der Tanzschule Kummer aus Graz Sorge.

Krönchen, Kleider aus rein weißer Seide, märchenhafte Schuhe und kunstvolle Frisuren: "Es ist sicher ein Spiel, dass einen ganz gewissen Reiz hat", so Göttersdorfer über den Prinzessinnentraum junger Frauen. "Wo kann man im wirklichen Leben noch richtig schön sein?" Underdressed sei man in der heutigen Gesellschaft, in der man sogar mit Jeans in die Oper komme, gar nicht mehr.

Nur "Auserwählte" bekommen die Chance
"Dabei hat es auch etwas mit einem Gewinn - zum Beispiel im Lotto - zu tun", ergänzte die Psychologin. Nur wenige "Auserwählte" bekämen die Chance, als Debütantin den Opernball zu eröffnen. Vor allem bei der Tanzveranstaltung in der Wiener Staatsoper nehmen Teilnehmerinnen dafür große Mühen auf sich: Sie reisen extra aus Japan an, um einmal in ihrem Leben an der Polonaise teilzunehmen, und geben Unsummen für ein prunkvolles Kleid samt Accessoires aus.

Alle Bilder von der Polonaiseprobe: siehe Infobox!

Unabhängig von der Choreographie bleibt hingegen die Tradition des Ball-Debüts als Einführung in die Gesellschaft unverändert bestehen. So gesehen würden auch Eltern in vielen Fällen als treibende Kraft hinter der Verwirklichung ihres Debütanten-Traums für die eigenen Kinder stehen.

"Kinder sind heute ein Statussymbol"
"Es ist sicher auch ein Statussymbol in gewissen Kreisen", meinte die Psychologin weiter. "Kinder sind heute ein Statussymbol." Handy, Eliteschule - auf die Frage, wo man sein Kind als etwas Besonderes hervorheben könne, gebe es immer weniger Antworten. Die Teilnahme an der Opernball-Eröffnung sei ein davon.

Die Staatsoper sei zudem insbesondere in Asien ein hoch geschätzter Begriff. Bringen Eltern ihren Kindern bei "wie toll Wien ist", werde die Teilnahme an der Balleröffnung zu einem in der Ferne schwebendem Traum: "Die absolute Vorstellung von Wien bündelt sich in der Oper."

"Problem-Paare" bekommen Extra-Stunden
Höhepunkt der knapp vier Minuten langen Eröffnung wird die "Blume des Lebens" sein. "Das ist ein uraltes Symbol, das die 160 Paare bilden werden. Zentrales Element ist der Goldene Schnitt nach dem Vorbild der Kunstwerke von Leonardo Da Vinci, Tizian oder Rodin", erklärte Tanzlehrer Edgar Kummer.

"Dann löst es sich in einen Walzer auf", beschrieb Kummer. Angst, dass er seine Debütanten mit dieser doch recht anspruchsvollen Einlage nicht ein wenig überfordert, hat der Steirer nicht. "Es ist schon eine Herausforderung, aber ich bin sicher, dass sie es schaffen werden", gab er sich zuversichtlich. "Problem-Paare" bekommen aber zur Vorsicht Extra-Stunden.

"Ich darf das echt nicht vermasseln"
Die Debütanten kommen auch heuer aus den verschiedensten Ländern wie den USA, Japan, Italien, Malaysien, Russland, Italien oder Deutschland. "Ich bin unendlich nervös", bibberte die Texanerin Chelsea Moser. "Meine Eltern gehen seit 14 Jahren auf den Opernball. Ich wurde auf die Eröffnung hingetrimmt, seitdem ich ein Kind war. Ich darf das echt nicht vermasseln", so die Amerikanerin.

An der "Nebenfront" versuchten die Neuen möglichst zu kalmieren. Dass der langjährige Zeremonienmeister Thomas Schäfer-Elmayer nicht länger die Eröffnung macht, sei eigentlich kein Grund zur Aufregung. "Früher wurde sie auch jedes Jahr von jemandem anderen ausgerichtet. Wir Tanzlehrer können das", sagte Kummer.

Wer am Donnerstag den Opernball mit den berühmten Worten "Alles Walzer" eröffnen darf, wird übrigens erst in letzter Minute entschieden. Den Text beherrschen aber beide, versicherten sie.

Tanzschultradition aus Graz
Für das Grazer Traditionsunternehmen ist der Opernball kein Neuland: Bereits 1984 führte Erika Kummer als erste und bisher einzige weibliche Tanzmeisterin die Veranstaltung an. Seit 1995 wird die Schule im Schweizerhaus am Hilmteich von ihrer Tochter Daniela Kummer (siehe Diashow in der Infobox) geleitet. 2000 belegte diese mit ihrem Tanzpartner bei einem internationalen Salsa-Turnier in Rimini den dritten Platz. Eine von ihr einstudierte Choreographie mit elf Schülern wurde im Jahr zuvor zum "Dance of the year" ernannt.

Alles zum Thema Opernball - wer kommt, was man trägt, wie man sich benimmt, wie frau sich stylt - findest du in der Infobox!

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