Gespannte Lage
Tausende Waffen in Afghanistan verschwunden
Insgesamt habe es das US-Verteidigungsministerium aufgrund von Nachlässigkeit und Personalmangel verabsäumt, komplett Buch über 87.000 Waffen zu führen, heißt es in dem Report. Das entspreche ungefähr einem Drittel aller Waffen, die an die afghanischen Sicherheitskräfte geliefert worden seien. Ihr Verbleib lasse sich nun nicht mehr zurückverfolgen.
Waffen in Händen der Taliban?
Das Verschwinden der Waffen und der Verdacht der Korruption innerhalb der afghanischen Regierung nähren Besorgnisse, dass ein Teil des Kriegsgeräts in die Hände von Taliban-Rebellen oder Al-Kaida-Terroristen gefallen sein könnte. Dem GAO-Report zufolge hat eine private Vertragsfirma den USA 2008 in Washington von Vorwürfen berichtet, dass afghanische Sicherheitskräfte Waffen an feindliche Kämpfer verkauften. Das Pentagon hat Mängel bei der Buchhaltung eingeräumt und nach eigenen Angaben inzwischen Korrekturmaßnahmen unternommen, um den Weg von Waffen - etwa durch Seriennummern - verfolgen zu können.
Aufständische aggressiver als früher
Womöglich mit US-Waffen konnten die Taliban ihren Aufstand somit im vergangenen Jahr massiv ausweiten. Inzwischen seien auch ehemals friedliche Gebiete rund um die Hauptstadt Kabul und andernorts betroffen, heißt es in dem am Donnerstag (Ortszeit) von US-Geheimdienstkoordinator Dennis Blair vorgelegten Jahresbericht an den Kongress. Trotz eines verstärkten Einsatzes der US- und NATO-geführten Streitkräfte im Land am Hindukusch gingen die Aufständischen aggressiver vor als früher. Auch die Zahl der Anschläge mit Todesopfern sei gestiegen.
Regierung mangelt es an Einfluss
"Vor allem in vielen östlichen Regionen des Landes und im Süden und Westen hat sich die Sicherheitslage verschlechtert", heißt es in dem Bericht. Voraussichtlich würden die Taliban und ihre Verbündeten versuchen, die Präsidentenwahl in Afghanistan in diesem Jahr massiv zu stören. Die afghanische Regierung sei nicht in der Lage, auf Provinz- und Bezirksebene vertrauenswürdige Institutionen zu schaffen, was ihrem Einfluss schade und die Taliban erstarken lasse, kritisiert das Papier.
Karzai sieht Mitschuld beim Westen
Der afghanische Präsident Hamid Karzai hat vor wenigen Tagen seinerseits die USA und andere westliche Staaten mitverantwortlich für das Erstarken der Taliban in seinem Land gemacht. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" warnte er etwa davor, dass willkürliche Militäraktionen der US-Truppen die Position seiner Regierung schwächen und den "afghanischen Rechtsstaat" unterwandern.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.