In Menge gefeuert

28 Tote bei Protesten in Madagaskar

Ausland
08.02.2009 12:27
Bei Protesten gegen Madagaskars Staatschef Marc Ravalomanana haben Sicherheitskräfte am Wochenende mindestens 28 Demonstranten erschossen. Bei der Demonstration von etwa 20.000 Anhängern des Oppositionsführers Andry Rajoelina am Samstag in der Hauptstadt Antananarivo wurden nach Angaben der Polizei zudem mehr als 200 Menschen verletzt.

Die Anhänger von Oppositionsführer Rajoelina hatten für Samstag zu einem Marsch auf das Präsidialbüro im Stadtzentrum aufgerufen, der eigentliche Präsidentenpalast liegt außerhalb von Antananarivo. Die Präsidentengarde eröffnete das Feuer, um die rund 20.000 Demonstranten zu stoppen. Dabei sind mindestens 28 Menschen getötet und 212 verletzt worden, teilte die Polizei am Sonntag unter Berufung auf Krankenhausangaben mit. "90 Prozent der Verletzten wurden durch Metallgeschoße verwundet", sagte ein Vertreter der Universitätsklinik der Stadt, in die die meisten Verletzten gebracht wurden. Seit Beginn des Machtkampfs zwischen Ravalomanana und Rajoelina vor knapp zwei Wochen starben insgesamt 96 Menschen.

Vor der Eskalation am Samstag war Rajoelina bei der Kundgebung zum Chef einer selbst gegründeten "Obersten Behörde für den Übergang" erklärt worden. Nach der gewaltsamen Auflösung der Demonstration waren auf der Straße zahlreiche Schuhe und orangene Kappen, das Erkennungszeichen der Regierungsgegner, zu sehen. Nach dem Protestzug waren in mehreren Vierteln Plünderer unterwegs. Die Polizei gab nach eigenen Angaben Warnschüsse ab, verletzte aber niemanden. Etwa 30 Plünderer seien festgenommen worden.

Staatschef: "Die Hand reichen"
Staatschef Ravalomanana rief am Samstag nach den Protesten zur Ruhe auf. Ordnungskräfte und die Bevölkerung sollten sich die Hand reichen, sagte er im staatlichen Fernsehen. Den Angehörigen der Todesopfer sprach er sein Beileid aus. "Das andere Lager hat seine Grenzen überschritten", sagte der Präsident. Regierungschef Charles Rabemananjara verlängerte die nächtliche Ausgangssperre in Antananarivo um eine Woche. "Es ist Zeit, miteinander zu sprechen und zuzuhören", sagte er im Fernsehen.

Mit der Absetzung Rajoelinas als Bürgermeister von Antananarivo hatte der Machtkampf in Madagaskar in der vergangenen Woche einen neuen Höhepunkt erreicht. Der 34-Jährige hatte sich zuvor zum neuen Machthaber der Insel erklärt und einen Antrag auf Absetzung des Präsidenten beim Parlament eingereicht. Rajoelina wirft der bisherigen Regierung vor, den Reichtum des Landes an ausländische Firmen zu verschleudern.

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