Prozess fortgesetzt

“Eiskalter Engel” vor Gericht total relaxt

Ausland
06.02.2009 15:27
Der spektakuläre Prozess um den brutalen Mord an einer englischen Austauschstudentin im Jahr 2007 im italienischen Perugia ist am Freitag mit Einvernahmen von Zeugen fortgesetzt worden. Deren Aussagen belasten die beiden Angeklagten, die 21-Jährige US-Studentin Amanda Knox (rechtes Bild) und deren italienischen Ex-Freund Raffaele Sollecito (linkes Bild), die sich wegen Mittäterschaft verantworten müssen. Als Zeugen befragt wurden u.a. zwei Polizisten, die die Leiche der ermordeten britischen Studentin Meredith Kercher (mittleres Bild) am 2. November 2007 in einer Wohnung in Perugia gefunden hatten. Seit Monaten sorgt der Fall wegen der Mischung aus Sex, Drogen und Gewalt international für Aufsehen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Britin vergewaltigt und getötet wurde, weil sie sich weigerte, an Sexspielen teilzunehmen. Die Angeklagte hatte sich mit dem Mordopfer eine Wohnung geteilt. Sie 21-Jährige und ihr um drei Jahre älterer Ex-Freund Raffaele sitzen seit 13 Monaten in U-Haft. Sie erklärten sich nicht schuldig.

Für den brutalen Mord hatte das Gericht in Perugia bereits einen 20-Jährigen zu 30 Jahren Haft verurteilt. Der ursprünglich aus der Elfenbeinküste stammende Mann, der später in Italien adoptiert wurde, war nach Merediths Tod geflohen und Tage später in Deutschland festgenommen worden.

Angeklagte gibt sich total relaxt
Amanda Knox, die wegen ihres attraktiven Aussehens und ihres widersprüchlichen Verhaltens das Interesse der Medien auf sich zieht, wirkte bei ihrem Erscheinen am Freitag vor Gericht gelöst. Sie begrüßte im Saal ihren Vater.

Die Studentin hatte den Ermittlern zunächst gesagt, sie sei während der Tat mit Meredith zu Hause gewesen und habe sich die Ohren zugehalten, als sie Schreie hörte. Später erklärte sie, sie sei nicht zu Hause gewesen. Sie hatte zunächst einen farbigen Barbesitzer des Mordes beschuldigt, der vier Wochen lang in Haft verbrachte, ehe sich herausstellte, dass er mit dem Fall nichts zu tun hatte.

Mitangeklagter sieht sich als Opfer eines Justizirrtums
Amandas Ex-Freund wirkte vor Gericht hingegen angespannt. Er war nach eigenen Angaben zur fraglichen Zeit in seiner eigenen Wohnung, kann sich aber nicht erinnern, ob seine damalige Freundin einen Teil oder die ganze Nacht bei ihm verbracht hatte. Raffaele bezeichnete sich am Freitag als Opfer eines Justizirrtums. "Alles erscheint mir unwahr, weil ich nichts mit diesem Fall zu tun habe. Ich bin keine gewalttätige Person", betonte der Student. Er habe Meredith kaum gekannt und die Beziehung mit Amanda damals gerade erst begonnen.

"Es wird ein harter Kampf werden, doch am Schluss werden wir die Unschuld unserer Mandantin beweisen", meinte die prominente Anwältin der Studentin: Giulia Bongiorno, Rechtsanwältin und Parlamentarierin, hat auch den siebenmaligen Regierungschef Giulio Andreotti mit Erfolg verteidigt. Er hatte sich wegen Mafia-Zugehörigkeit und Auftragsmordes vor Gericht verantworten müssen. Der Prozess gegen die beiden Studenten könnte nach Einschätzung der Anwälte ein Jahr dauern.

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