Millionen-Betrug

Verdächtige wollen mit Goldmine zurückzahlen

Österreich
03.02.2009 18:20
Nach dem Millionen-Betrug eines Beamten der Bundesbuchhaltungsagentur (kurz: BHAG) durch illegale Überweisungen soll der Schaden von mehr als 16 Millionen Euro jetzt durch eine Goldmine in Südamerika gedeckt werden. Das sagte Sebastian Lesigang, Verteidiger des verdächtigen Geschäftsführers des Schulungsinstituts "Venetia". Wie genau wollte er nicht verraten: "Jegliche Details werde ich mit der Staatsanwaltschaft aufarbeiten - es geht um eine Goldmine", so sein knapper Kommentar.

Über den bereits am Samstag festgenommenen BHAG-Beamten und den "Venetia"-Geschäftsführer wurde am Montagabend die U-Haft verhängt. Bis zur Haftprüfung in 14 Tagen will Lesigang die Rückzahlungspläne seines Mandanten vorlegen.

"Wenn es gelungen ist, bis dahin alles auszuarbeiten, dann werden wir versuchen beide frei zu kommen", betonte er. Fluchtgefahr habe nie bestanden. Verdunkelungsgefahr wäre dann keine mehr gegeben. Beide hätten vergangene Woche Selbstanzeige erstattet, zudem sei der Aufenthaltsort der Männer immer bekanntgewesen.

Goldmine gehört Freund in Ecuador
Der Mitarbeiter der Bundesbuchhaltungsagentur soll Geld von Konten der Republik per Telebanking an Privatempfänger verschoben und widerrechtlich Schuldscheine der Republik ausgestellt haben. Laut Staatsanwaltschafts-Sprecher Gerhard Jarosch sind etwa 16 Millionen Euro verschwunden. Der Akt wurde am Dienstag der Oberstaatsanwaltschaft vorgelegt, die in den kommenden Tagen über eine Zuständigkeit der seit Jahresbeginn bestehenden Korruptionsstaatsanwaltschaft entscheiden soll.

Von den Plänen einer Rückzahlung mit den Erträgen einer Goldmine, habe man bereits gehört, hieß es bei der Wiener Staatsanwaltschaft. Noch habe man allerdings "keine Ahnung" wie dies aussehen solle, erklärte Jarosch. Bei dem Plan dreht sich alles um die Mine eines Bekannten des "Venetia"-Geschäftsführers, die sich in Ecuador befindet. Sein Mandant bekomme Hilfe von einem Freund, erklärte Lesigang. "Nach meiner Information gibt es das alles", so sein Kommentar zur Richtigkeit der Unterlagen.

"Er wollte sich nie bereichern"
"Beide sind geständig und arbeiten mit den Behörden zusammen", so Lesigang, der als Urlaubsvertretung von Martin Nemec auch die Verteidigung des BHAG-Beamten vorübergehen übernommen hat. Der Staatsanwaltschaft sei unter anderem eine Liste mit allen Überweisungen über die gesamte Summe sowie den Namen der Empfänger übergeben worden. "Er wollte sich nie bereichern", verteidigte der Anwalt den "Venetia"-Geschäftsführer, über dessen Unternehmen Ende Jänner 2008 der Konkurs eröffnet wurde. Er habe gehofft, die Summe begleichen zu können, bevor jemand den Schaden bemerke. Jetzt sei es sein Wille bzw. die Absicht alles zurückzuzahlen. Noch diese Woche sollen der StA entsprechende Unterlagen vorgelegt werden. Die Schadenswiedergutmachung komme allen Beschuldigten - also auch dem BHAG-Beamten zugute.

Lokalaugenschein in der BHAG: "Niemand hat etwas geahnt"
Bei einem "Krone"-Lokalaugenschein in der Bundesbuchhaltung in Wien-Brigittenau herrscht eine bedrückende Stimmung. Alle Kollegen, die mit dem Beamten zusammengearbeitet hatten, sind fassungslos. "Er war gesellig und beliebt - niemand ahnte, zu welchen Betrügereien er fähig ist", erklärt Gerhard Pölzl, Sprecher der Behörde.

Auch seine Sekretärin, die von dem Beamten für die Millionen-Überweisungen benutzt worden sein soll, ist Gesprächsthema. Pölzl: "Sie leidet besonders unter der ungeklärten Situation. Die Staatsanwaltschaft überprüft nämlich auch ihre Rolle ganz genau." Die internen Ermittlungen laufen indes auf Hochtouren: "Unser Kontrollsystem wird gerade aufs kleinste Detail analysiert", so Pölzl.

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